Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/EPA/WALTRAUD GRUBITZSCH

Nichts ist langweiliger und sinnloser, als an den Verstand zu appellieren. Wer das nicht glaubt, kann einem Zigaretten rauchenden Teenager ja einmal erklären, dass er das, was er da mit seinen Lungen macht, irgendwann einmal bereuen wird. Man wird ein herzhaftes Gähnen ernten. Man müsste schon besonders uncoole Politiker mit einer Zigarette zeigen, sagte der Kabarettist Eckart von Hirschhausen am Montag in seinem Vortrag bei der Wissenswerte in Bremen, dem Forum für Wissenschaftsjournalismus. Aber wer denkt, wenn er Maria Fekter mit einer Zigarette sieht, dass er aufhören sollte? Wohl nur eine Minderheit. Von Hirschhausen wollte damit auch nur zeigen, dass Humor die Botschaft verständlicher macht. Eine nicht mehr ganz neue Methode, aber immer noch beliebt.

Der Kabarettist schafft es, über Dopamin, Serotonin und Adrenalin, über Zigarettenkonsum und Sucht, über Hirnrinde und Verstand zu reden, ohne langweilig zu werden. Er verwendet Sprachbilder und sagt gleich selber dazu: Nicht alles, was hinkt, ist eine Metapher. Dass der Verstand der Regierungssprecher ist, der recht viel recht spät erfährt und nur mehr wenig dagegen tun kann, war schon einmal ein netter Versuch.

Nun stellt sich natürlich die Frage: Wäre Humor, wohl dosiert, ein Weg für Wissenschafts- und Medizinjournalisten, (noch) mehr Leser, Hörer, Zuschauer für ihre Themen zu interessieren? Man muss ja nicht immer nur trockene Berichte schreiben. Wie wäre es mit einer spannenden Reportage, einem frechen Interview? Wissenschaftsjournalisten, sagt ein Zuhörer, selbst Wissenschaftsjournalist, sind manchmal päpstlicher als der Papst und erstarren in Ehrfurcht vor dem Thema, das sie gerade behandeln. Der Blog-Autor kann das insofern nachvollziehen, als er sich oft denkt, was ihm als Nicht-Physiker zum Beispiel eigentlich fehlt, um die Quantenphysiker in Innsbruck wirklich zu verstehen. Aber Ehrfurcht ist wahrscheinlich zu viel gesagt.

In einer anderen Session war von den Sorgen der Journalisten, aber nicht nur der Wissenschaftsjournalisten, die Rede. Wer kann es sich als freier Journalist noch leisten, zu einer Tagung zu fahren, Kosten zu tragen, ohne vorher zu wissen, wie viele Abnehmer er für seine Texte haben wird? Wer hat in einer Redaktion noch Zeit, zu einer wissenschaftlichen Studie eine zweite Stimme einzuholen? Simone Humml, Leiterin der Wissenschaftsredaktion der Deutschen Presse Agentur dpa, sagte, bei medizinischen Studien, die eventuell von einem Pharmakonzern finanziert wurden, sei das Pflicht. Bei Studien, die durch ein Peer-Review-Verfahren anderer Experten gingen, müsse sie auf die zusätzlichen Stimmen verzichten.

Kein Wunder, dass da Sätze wie "Wir sind im Hamsterrad" oder "Wir müssen immer mehr arbeiten, ohne mehr zu verdienen" fielen. Carsten Könneker, Chefredakteur von "Spektrum der Wissenschaften", konnte das, wenn auch ungewollt, bestätigen. Voller Stolz berichtete er, dass auf der Website in Hinkunft Einzigartiges, Skurriles aus der weiten Welt der Wissenschaften, Dinge, die sonst keinen Platz haben, berichtet werden. Dass das mehr Arbeit für die Journalisten ist, die dafür natürlich nicht extra bezahlt werden, darauf musste ihn ein Mann aus dem Publikum hinweisen.