Einn unterforderter Land Cruiser, ...

Foto: Stockinger

... noch ein unterfordeter Land Cruiser ...

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... und ein kindlich erfreuter Gast-Tester Rupert Schachinger und ein Flitz-Toyota.

Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: DER STANDARD

Als der Zündschlüssel in Position zwei zurückdreht und das imposante Drei-Liter-Kraftwerk seine Arbeit beginnt, sitzt mit einem Mal Enzo Ferrari am Beifahrersitz und meint: "Ich bleibe dabei – Aerodynamik ist nur was für jene, die keine Motoren bauen können."

Mit 4,76 Meter Länge und 1,88 Meter Breite ist der Land Cruiser 300 ähnlich windschlüpfrig wie das Kabinett einer Gemeindebauwohnung, aber dafür auch genauso geräumig. Zudem ist ein Land Cruiser ja auf Widerstand getrimmt. Da macht ihm etwas Gegenwind gar nichts aus, wenn er mit seinen 2400 Kilogramm durchs Gelände tänzelt.

Seit 60 Jahren gilt der Land Cruiser als standfestes Abenteuerfahrzeug, das sich mit seinen Verkaufszahlen gegen Jeep und Land Rover behauptet. Die Gelände-Gene sind dem Offroad-Toyota bis heute nicht abhandengekommen, dafür hat er an Luxus gewonnen.

Wie eine Reise auf einem Luxusdampfer nimmt sich die Reise auf der Autobahn aus. Dafür sorgt die gepflegte Innenausstattung, aber auch das sanfte Wanken des Wagens in den Wellen des Straßenverkehrs, die da Bremsvorgang und herzhafte Beschleunigungsmanöver heißen.

Durch seine weiche Federung, die ihn im Gelände jeden Felsbrocken schlucken lässt, nickt der Land Cruiser im "Stop and go"-Verkehr wie ein Wackeldackel auf der Hutablage eines alten Taunus.

Mit dem Fahrwerk sind Schotterstraßen und Waldwege seine eigentliche Autobahn. Auf Almwiesen ist er unterfordert wie ein Bergsteiger in der Gondel.

Darum greifen wir zum Telefon und rufen den Offroad-Fahrtrainer Rupert Schachinger an, um dem Toyota ein wenig einzuheizen. Als wir Schachinger treffen, springt er schon vorfreudig von einem Bein aufs andere. Wenige Minuten später macht das auch der Land Cruiser. Schachinger findet Wege, die so unwegsam sind, dass der Toyota, obwohl seine Räder fast unendlich weit ausfedern, immer wieder das Haxerl hebt – was wiederum die Stimmung des Herrn Schachinger hebt.

Wo man zu Fuß nicht mehr hingehen würde, fährt man im sanften Schoße dieses enormen Allradlers. Auf beiden Seiten des Wagens spritzen die Dreckfontänen weg, der mächtige Diesel grölt mit seidiger Stimme sein Lied: "Mit 420 Newtonmetern mag ich durch jede Lacke bledern."

Die einzige Sorge Schachingers? Dass er in den Wogen, die den Luxusdampfer umschlagen, die Nummerntafel verliert. Völlig unberechtigte Annahme – denn die Befestigung hält wie alles andere am Wagen. Der einzige Schwachpunkt, der bleibt, ist die Fahrkunst des Autors, wie Schachinger sagte, nachdem er auf den Beifahrersitz verbannt wurde. (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/18.11.2011)