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Die Süßholzwurzel wird für Lakritze, Kräuterliköre und Tees genutzt.

Die Wurzel wird für Lakritze, Kräuterliköre und Tees genutzt - und in Zukunft vielleicht auch für Medikamente gegen Virusinfektionen: Süßholz ist die Arzneipflanze des Jahres 2012. Das teilt der "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" an der Universität Würzburg mit, der seit 1999 die Arzneipflanze des Jahres kürt.

Süßholz raspeln

"Süßholz raspeln" - diese Redewendung bedeutet, dass sich jemand einschmeicheln will. Sie spielt direkt auf die arzneiliche Wirkung der Süßholzwurzel an, wie Johannes Mayer vom Würzburger Studienkreis erklärt: "Eine Abkochung von zerkleinerter Süßholzwurzel als Tee getrunken, hilft sehr schnell bei rauer Stimme und Hustenreiz." Denn das in der Wurzel enthaltene Glycyrrhizin wirke unter anderem entzündungshemmend und schleimhautschützend.

Bereits in der Antike nutzten die Ägypter und Griechen die Pflanze unter anderem gegen Husten, Heiserkeit, Asthma und Brustbeschwerden. Im Mittelalter schrieb die Äbtissin Hildegard von Bingen dem Süßholz eine positive Wirkung auf die Psyche zu - ihr zufolge soll es den Menschen "mild stimmen". Unter dem Namen "gan cao" ist Süßholz bis heute ein fester Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Es gehört dort zu den so genannten 50 Basiskräutern.

400 Inhaltsstoffe

Süßholz (Glycyrrhiza glabra) ist eine Staude, die einen Meter hoch werden kann. Beheimatet ist sie im Mittelmeerraum, in Kleinasien und im Kaukasus bis Iran, Afghanistan, Zentralasien und Süd-Russland. Zwei weitere Arten sind in Ostasien heimisch.

Süßholz wird fast überall in der Natur gesammelt. Für die Arznei- und Genussmittelherstellung wird es aber auch kultiviert: vor allem in der Türkei, China, Russland, Bulgarien, Italien, Spanien und Südfrankreich.

Verwendet wird die Wurzel mit ihren Ausläufern, die über 400 bislang erfasste Inhaltsstoffe verfügt. So sind bis zu 15 Prozent Saponine enthaltene, wie das Glycyrrhizin, das fast die 50-fache Süßkraft von Rohrzucker besitzt.

Weltweite Forschungsaktivitäten

Außer in China wird Süßholz gegenwärtig in vielen anderen asiatischen Ländern medizinisch verwendet, etwa in Japan, Korea und Vietnam. In Ostasien setzt man es mit weiteren Stoffen auch bei Leberleiden wie Hepatitis und Leberzirrhose ein.

"Zahlreiche Forschungsaktivitäten weltweit geben Anlass zu der Hoffnung, dass die Süßholzwurzel in Zukunft auch für andere Anwendungsgebiete eingesetzt werden könnte, zum Beispiel bei Virusinfektionen", so Johannes Mayer.

Wildsammlung

Allein auf dem deutschen Markt werden pro Jahr etwa 100 Tonnen Süßholzwurzel als Bestandteil von Arzneitees konsumiert. "Generell ist Deutschland in Europa die Nummer eins unter den Nutzern und Händlern von Heilpflanzen. Weltweit gesehen, sind die Deutschen sowohl beim Import als auch beim Export unter den Top fünf", sagt Johannes Mayer.

Dass die Süßholzwurzel wie viele andere Arzneipflanzen nicht nur angebaut, sondern auch in der Natur gesammelt wird, wirft Probleme der Nachhaltigkeit auf. Um darauf hinzuweisen, stellt der Würzburger Studienkreis die Arzneipflanze des Jahres erstmals in Zusammenarbeit mit dem Word Wide Fund for Nature (WWF) und dessen Partnerorganisation Traffic vor. Der WWF hat Traffic 1976 gemeinsam mit der Weltnaturschutzunion IUCN gegründet, um "den internationalen Ausverkauf der Natur zu stoppen".

Bei Wildsammlungen soll die ortsansässige Bevölkerung eingebunden werden. Aus der Natur sollen nur so viele Pflanzen entnommen werden, wie nachwachsen können. Nur mit einer solchen kontrollierten, nachhaltigen Wildsammlung kann der Bestand auf lange Zeit genutzt werden und eine Einkommensquelle für die ländliche Bevölkerung bilden. (red, derStandard.at)