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"Phobos-Grunt" wird in der Raketenspitze plaziert. Die russische Marsmond-Mission schwankt zwischen Hoffen und Bangen.

Foto: AP/Russian Roscosmoc space agency

Moskau/Darmstadt - Noch am Dienstag war die Freude über die Lebenszeichen der im Erdorbit festhängenden russischen Marsmond-Sonde "Phobos-Grunt" groß gewesen, am Donnerstag folgte zunächst wieder ein Rückschlag: Die von der europäischen Raumfahrtbehörde ESA aufgefangenen Daten waren gleichsam "unleserlich". Mittlerweile hat Russland aber erstmals selbst Kontakt zu seinem in der Erdumlaufbahn treibenden Apparat herstellen können.

Der Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan habe am Donnerstag telemetrische Daten empfangen, die jetzt decodiert würden, sagte ein Mitarbeiter der Raumfahrtbehörde Roskosmos nach Angaben der Agentur Interfax. "Bis jetzt läuft alles gut." Die Informationen zeigten, dass der Rechner an Bord arbeite. Es sei aber weiter unklar, ob die 120 Millionen Euro teure und 13,5 Tonnen schwere Raumsonde zu retten sei.

In der kommenden Nacht werde die ESA-Bodenstation in der westaustralischen Stadt Perth versuchen, erneut Kontakt zu der seit gut zwei Wochen in der Umlaufbahn treibenden russischen Raumsonde aufzunehmen.

Nach zahlreichen misslungenen Versuchen war der ESA in der Nacht auf Donnerstag ein zweiter Kontakt zu Phobos-Grunt geglückt. "Die gewonnenen Daten müssen nun ausgewertet werden", sagte Rene Pischel, der Leiter der russischen ESA-Vertretung in Moskau. Es sei weiter unklar, ob die 120 Millionen Euro teure und 13,5 Tonnen schwere Raumsonde doch noch zu retten sei. Möglicherweise seien bei der zweiten Verbindung erstmals wichtige telemetrische Informationen gewonnen worden, sagte Pischel. Anhand dieser Daten erhoffen sich Experten Aufschluss über die Panne bei der ersten interplanetaren Forschungsmission Russlands seit 15 Jahren.

Zeitnot

Russland hatte die Sonde Anfang November gestartet. Sie sollte auf Phobos, dem größten Marsmond, Bodenproben sammeln und bis 2014 zur Erde bringen. Doch wenige Stunden nach dem Start gab es technische Probleme, sodass "Phobos-Grunt" den entscheidenden Austritt aus der Erdumlaufbahn nicht schaffte, um Kurs auf den Marsmond zu nehmen. Das Kontrollzentrum verlor schließlich den Funkkontakt zu der umgerechnet knapp 120 Millionen Euro teuren Raumsonde.

Selbst wenn die Sonde nach Kontaktaufnahme gerettet werden könnte, sieht es für ihre Mission nicht günstig aus: Die Distanz der Erde zum Mars schwankt, nur alle zwei Jahre stehen die beiden Planeten in einer günstigen Position zueinander. Das aktuelle Zeitfenster für einen Flug zum Mars ist nur noch bis Ende des Monats geöffnet und "Phobos-Grunt" werde laut Roskosmos sicherlich nicht bis zur Öffnung des nächsten Zeitfensters in zwei Jahren warten können. (APA,red)