(Fotomutige) WebStandard-Leser bei der Microsoft Office-Tour

Foto: derStandard.at/Riegler

Die "Erwachsenenrutsche"

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Ein Konferenzraum

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Der "shared desk"-Berreich

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Anfang Oktober hat Microsoft sein neu gestaltetes Büro in Wien vorgestellt, wo das Unternehmen "das neue Arbeiten" nicht nur propagiert, sondern auch selbst lebt. Und weil man auch nach Außen tragen will, wie der Arbeitsalltag bei Microsoft (und mit Microsoft-Produkten) funktioniert, werden für Interessierte eigene Touren durch das Büro veranstaltet. Zu einer Tour konnte der WebStandard sechs LeserInnen mitnehmen. 

5.000 Quadratmeter

Das 5.000 Quadratmeter große Büro wurde um 3,5 Millionen Euro umgebaut. Die Flächen sind in verschiedene Bereiche und Arbeitsräume eingeteilt, die die rund 300 Mitarbeiter je nach Tätigkeit aussuchen können. Klassische Arbeitsplätze, auf denen sich geschäftliche Unterlagen mit privaten Habseligkeiten mischen, gibt es für Mitarbeiter, die häufig untwegs sind, keine. Stattdessen wird auf "shared desks" gearbeitet - wer den Arbeitsplatz länger als zwei Stunden verlässt, muss ihn komplett abräumen. Das sei der Vorschlag der Mitarbeiter selbst gewesen, erklärt Alexandra Moser, Leiterin der Business-Gruppe "Information Worker". Für private Dinge gibt es versperrbare Kästchen - Schulspinds nicht unähnlich.

Meeting im "Bazar"

Der etwas unpersönlichen Atmosphäre der "shared desks" stehen Besprechungszimmer gegenüber, die klingende Namen wie "Garden" oder "Bazar" tragen und thematisch passend dekoriert und eingerichtet sind (Wasserpeifen wurden im "Bazar" nicht gesichtet, dafür eine mit orientlisch anmutendem Stoff bezogene Couch - immerhin soll gearbeitet werden.) Zum Telefonieren stehen Mini-Räume mit einzelnen Arbeitsplätzen zur Verfügung, für Meetings große Zimmer mit Konferenzssystemen. Dazwischen begrünte Wände, Teppiche mit psychodelischen Mustern und Möbel in 60ies Stil. Das Ambiente beeindruckt auf den ersten Blick, wie auch die WebStandard-LeserInnen anmerken, "ein bisschen ist es aber wie in einem Möbelhaus." 

Einsparungen

Durch den Umbau des Büros erhofft sich Microsoft unter anderem die Kreativität der Mitarbeiter um sechs Prozent steigern zu können. Als Maßeinheit für Kreativität gilt dabei, was die Mitarbeiter selbst in Befragungen angeben. Generell wurden die Mitarbeiter vor dem Umbau befragt und gemeinsame Meetings abgehalten, was sie sich für das neue Büro wünschen. Das Unternehmen erwartet sich auch eine Produktivitätssteigerung, Ersparnis bei Telefon- und Betriebskosten und eine Abnahme von CO2-Emissionen - Mitarbeiter können per Webcam an Meetings teilnehmen und müssen nicht immer ins Büro fahren. Dass es anders kommen könnte und sich die Mitarbeiter wieder in ein "klassisches" Office zurücksehnen, glaubt man nicht. Einen Plan B zur "Rückführung" gibt es nicht.

Rutsche und Wuzler

Ein wichtiges Schlagwort, das Microsoft gerne verwendet, ist die Work-Life-Balance. Passend dazu sind auch die Cafeterie im Erdgeschoss, in der auch Gäste (der Mitarbeiter) willkommen sind und ein kleines Fitnessstudio. Mit Spielereien wie Sitzsäcken, einem Wuzler und einer Rutsche soll das Büro spielerischer werden. Die Rutsche wird sogar als Zeitersparnis verbucht, denn der Weg über die Treppe dauert deutlich länger. Das liegt auch daran, dass es sich um eine "Erwachsenenrutsche" mit hohem Tempo handelt, wie WebStandard und LeserInnen am eigenen Leib erfahren durften. Dass sowas gut ankommt - bei Mitarbeitern wie Besuchern - hat man zuvor schon bei Google entdeckt. "Innovativ ist Microsoft hier nicht", hält eine Besucherin kritisch fest.

Ein Büro als Showcase

Wer Hektik und geschäftiges Treiben im Microsoft-Haus erwartet, wird eines Besseren belehrt. Dass nur wenige Mitarbeiter bei der Tour anzutreffen waren, überraschte auch die LeserInnen. "Man sieht eben nur die Spitze des Eisbergs", erklärt Unternehmenssprecher Thomas Lutz. Wieso aber die ganzen Spielereien, Designer-Möbel, Flauschteppiche, bunten Dekorationen, wenn so viele Mitarbeiter außer Haus arbeiten? "Das Büro ist auch ein Showcase für uns", so Lutz. Und so bestaunen Gäste nicht nur das Interieur des Büros, sondern werden auch gleich in den Vorzüge von Outlook, Lync und Co unterwiesen. Über 100 Touren stehen für's erste noch an, dann will man etwas kürzer treten. Immerhin sollen die Mitarbeiter nicht täglich gestört werden - wer nicht zu Hause oder auf einem der freien Plätze arbeitet, sitzt womöglich gerade in der Auslage eines der Besprechungszimmer und winkt den Besuchern durch die Glaswände zu.

"Interessant" fanden Microsofts Visionen des "neuen Arbeitens" die sechs LeserInnen. Ob sie auch selbst im Herzeige-Büro ohne eigenen Arbeitsplatz arbeiten wollen, steht auf einem anderem Blatt. (Birgit Riegler/derStandard.at, 25. November 2011)