Wien - Viele wissenschaftliche Erkenntnisse sind nur über kostenpflichtige Zeitschriften bzw. Datenbanken zugänglich. Diesem Trend wirkt seit einigen Jahren die Initiative "Open Access" entgegen, die sich für einen freien und kostenlosen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen einsetzt. Laut Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zählt Österreich "international nicht zu den 'Open Access'-Vorreitern", dennoch gibt es verschiedene Aktivitäten in diesem Bereich, nun auch in Richtung einer nationalen "Open Access"-Politik.

In den vergangenen Jahren hat sich beim freien Zugang zu Erkenntnissen schon einiges bewegt. Von den weltweit rund 27.000 wissenschaftlichen Fachzeitschriften publizieren laut Falk Reckling, Experte für das Thema beim Wissenschaftsfonds FWF, bereits 7.300 nach dem "Open Access"-Modell. Weltweit mehr als 200 Institutionen, darunter der FWF, verpflichten ihre Forscher, soweit rechtlich möglich Publikationen frei zugänglich zu machen. Das können sie zum Beispiel in mittlerweile über 2.500 registrierten fachspezifischen bzw. institutionellen Repositorien tun. Zu den bekanntesten dieser elektronische Bibliotheken zählen etwa "arXiv" (Naturwissenschaften) oder "PubMedCentral" (Lebenswissenschaften).

Der FWF war und ist in Österreich ein "Open Access"-Vorreiter. So hat der Fonds 2008 alle Fördernehmer dazu verpflichtet, ihre Publikationen frei zugänglich zu machen. Neben verschiedenen anderen "Open Access"-Förderungen ist der FWF seit 2010 an dem Repositorium "UKPubMedCentral" beteiligt.

Weil der Gedanke des freien Zugangs in den Geistes- und Sozialwissenschaften noch nicht so verbreitet sei, weitet der FWF ab Dezember 2011 die Förderung für Druckkosten von Büchern aus, wenn die Publikationen auch "Open Access" gestellt werden. Für derartige Publikationen - Reckling spricht von 60 bis 70 Büchern pro Jahr - wird auch eine elektronische Bibliothek aufgebaut, die mit internationalen Repositorien verknüpft werden soll. Insgesamt wendet der FWF heuer mehr als eine Million Euro zur Förderung von "Open Access" auf.

Neben dem FWF hat nun auch die Akademie der Wissenschaften einen Beschluss über ihre "Open Access"-Politik gefasst. Die ÖAW will ihre Forschungsergebnisse "möglichst auch digital publizieren und unter Berücksichtigung wirtschaftlicher und rechtlicher Möglichkeiten frei zugänglich machen". Ihren Mitarbeitern empfiehlt die ÖAW "die Archivierung in möglichst zeitnaher, nach Fachgebieten differenzierter Form". Bereits seit 2006 betreibt die Akademie über ihren Verlag ein eigenes Repositorium (EPUB.OEAW) mit mittlerweile rund 20.000 frei zugänglichen Dokumenten aus der ÖAW-Forschung. Auch das Institute of Science and Technology (IST) Austria ist dabei, ein eigenes Repositorium nach dem "Open Access"-Prinzip aufzubauen.

Fehlende Mindeststandards

Was nach Ansicht Recklings noch fehlt, ist die Einigung der "österreichischen Forschungsstätten und Fördergeber auf Mindeststandards für ein Mandat zu 'Open Access'". Erste informelle Gespräche darüber beginnen laut dem FWF-Experten bereits im Dezember, u.a. mit Vertretern von FWF, ÖAW, Medizin-Uni Wien und Uni Wien, wo eine eigene Arbeitsgruppe für "Open Access" eingerichtet wurde. "Wir wollen uns bemühen, das schrittweise zu erweitern, um dann zu gemeinsamen Aktivitäten zu kommen", so Reckling.

Impulse dafür könnten auch von den im September 2012 erstmals in Österreich stattfindenden und von der Uni Wien ausgerichteten "Open Access"-Tagen ausgehen. Diese bisher nur in Deutschland und der Schweiz organisierte Tagung findet am 26. und 27. September an der Uni Wien statt. Darauf aufbauend, schlägt der FWF vor, die weltweit größte Konferenz zu "Open Access" 2014 nach Österreich zu holen. (APA)