Ein PR-Mann erzählt auf der "Wissenswerte", dem Bremer Forum für Wissenschaftsjournalismus, über seine Erfahrungen mit einem Journalisten. Man habe ein Interview via Mail vereinbart. Nach wenigen Tagen kam ein wütender Anruf des Zeitungsmanns. Wo denn das Interview bliebe, wollte dieser wissen. "Aber Sie haben ja noch keine Fragen geschickt!" war die logische Antwort. Worauf der Journalist fragte: "Schreiben Sie die Fragen denn nicht selber?"

Am zweiten Tag des Forums gab es genug Grund zum Fremdschämen. Eine Aussage einer PR-Redakteurin für den deutschen Jagdverband sorgte für Aufregung. Ihre Ticker-Nachrichten von einer Tagung des Verbands wurden von zahlreichen Journalisten übernommen - ohne auch nur einen Satz abzuändern. Raunen im Publikum: Wie kann man nur? Bis eine Journalistin meinte: "Willkommen in der Realität!" Wobei es schon bemerkenswert ist, dass so viele Journalisten überhaupt beim Thema angebissen haben.

Ist es ein Zeitproblem? Ein Qualitätsproblem? Oder vielleicht gar beides? Und waren die Kollegen einfach zu faul? Jedenfalls scheint sich gerade im Wissenschaftsbereich immer schwieriger eine Grenze zwischen Journalismus und PR ziehen zu lassen, zumal viele freie Journalisten sich nur mit Aufträgen von beiden Seiten der Wissenschaftskommunikation finanzieren können. Und in immer mehr Berufsverbänden sitzen beide Seiten nebeneinander. Auch im österreichischen.

In Deutschland gibt es schon den lustigen Trend, die Wissenschaftsnachricht selbst zu publizieren - und zwar auf eigenen Kanälen. Sieben Autoren, unter ihnen der Kult-Blogger Sascha Lobo, versuchen mit einem Blog der Fraunhofer Gesellschaft die Gräben zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu überbrücken. Die Deutsche Forschungsgesellschaft DFG bringt ein eigenes Science TV. Man stelle sich vor, in Österreich könnte das auch passieren. Welcher Promi sollte hier Wissenschaftsthemen bloggen, um zu zeigen, dass Wissenschaft cool ist? Ihnen fällt niemand ein? Wie gibt's das?

Bremen liegt derzeit passend zum Thema im Nebel. Und weil die Stimmung eh schon schlecht ist, überrascht auch nicht wirklich, dass die Zukunft der "Wissenswerte" nicht gesichert ist. Es ist sogar sehr gut möglich, dass es das Forum nicht mehr geben wird. Laufzeiten von Initiativen waren begrenzt, Finanzierungsvereinbarungen mit Stiftungen laufen aus. Ein ganz normaler Prozess. Nur leider finden sich bisher keine Nachfolger, die die Diskussionsveranstaltung ähnlich fördern wollen wie ihre Vorgänger, sich also nicht in die Programmgestaltung einmischen. Da endet nämlich die Toleranzgrenze der Initiatoren, wie es scheint. Und das ist gut so.