Warschau - Die von der der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und der Finanzmarktaufsicht (FMA) geplanten neuen Regeln für Osteuropa-Geschäfte von Banken haben in Polen Sorgen ausgelöst. "Die österreichische Aufsicht ordnet den Banken de facto an, in Mittel- und Osteuropa weniger Kredite zu vergeben", erklärte Adam Jasser, Sekretär des Wirtschaftsrats beim Ministerpräsidenten, gegenüber der Zeitung "Gazeta Wyborcza".

Die Zeitung erinnert daran, dass die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) in Polen mit einer eigenen Tochter vertreten ist und im heurigen Februar einen Anteil von 70 Prozent an der Polbank erworben hatte. Damit gehört sie zu den sechs größten Banken in Polen. Die Presseabteilung der Raiffeisen in Warschau wollte allerdings nicht kommentieren, wie sich die angekündigten neuen Regeln auf die Geschäftspolitik auswirken werde.

Andere Länder könnten folgen

Die Zeitung "Gazeta Prawna" berichtet unter Verweis auf Experten in London, dass es bei der Kreditvergabe österreichischer Tochterbanken nun möglicherweise auch zu einer stärkeren Differenzierung zwischen den Ländern Mittel- und Osteuropas kommen werde. Besonders Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine könnten von den Maßnahmen der OeNB betroffen sein. Andere Länder könnten nun dem Beispiel Österreichs folgen, so die Zeitung.

Experten gehen davon aus, dass die österreichische Entscheidung in Polen die Debatte über einen höheren Anteil heimischen Kapitals im Bankensektor verstärken wird. "Wir sollten in diese Richtung handeln, weil wir dadurch die Sicherheit des polnischen Finanzsystems erhöhen", erklärte der Leiter der Nationalbank NBP, Marek Belka, vor kurzem. Die Zeitung "Puls Biznesu" berichtete am Mittwoch, auch die staatlich kontrollierte Bank PKO BP sei bereit, den Rückkauf polnischer Banken von ausländischen Muttergesellschaften zu unterstützen. Zuvor hatte der größte polnische Versicherer PZU ein solches Engagement in Aussicht gestellt.

Die PKO BP ist zwar Marktführer in Polen, dennoch sind rund 67 Prozent des Bankensektors in ausländischem Besitz. Größter Investor ist die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit als Eigentümerin des zweitgrößten Finanzhauses Pekao. Polnische Finanzexperten weisen immer wieder darauf hin, dass der Bankensektor in ihrem Land gesund sei. In den ersten drei Quartalen des Jahres erzielte er insgesamt einen Nettogewinn von 11,98 Mrd. Zloty (2,69 Mrd. Euro), 40 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. (APA)