Wien - Nach den Frauenvertreterinnen des ÖGB stellen sich nun auch die Vertreterinnen der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) gegen die vorgezogenen Anhebung des Frauenpensionsalters. Diese wurde für das Jahr 2033 beschlossen und das soll auch so bleiben, forderte die Frauenvorsitzende Ilse Fetik am Dienstag in einer Aussendung. Im Rahmen des Dienstag und Mittwoch stattfindenden Bundesvorstandes der GPA-djp brachten sie zu dieser Frage eine Resolution ein.
Frauenerwerbsquote trügerisch
Die Angleichung des Regelpensionsalters bis 2033 sei geplant in Erwartung einer künftigen Gleichstellung. "Von dieser Gleichstellung sind wir aber weit entfernt“, betonte Fetik. Dass die Frauenerwerbsquote von rund 42 Prozent im Jahr 1992 auf 69,3 Prozent im Vorjahr gestiegen sei, müsse mit Vorsicht und mit Einschränkungen bewertetet werden, die Erwerbsquote gebe ohne Ergänzungen keinen Aufschluss. So arbeitet mit 43,8 Prozent fast jede zweite Frau Teilzeit, eine Vielzahl an Arbeitsstunden werde im nicht bezahlten privaten Bereich geleistet.
Armut ist immer noch weiblich“, betont GPA-djp Frauensekretärin Barbara Marx. Österreich liege mit einem Einkommensunterschied von bis zu 33 Prozent im Europa-Vergleich an vorletzter Stelle: "Daraus resultiert auch der Einkommensunterschied im Alter: Die durchschnittliche Pensionshöhe von Frauen betrug im Vorjahr 786 Euro, für Männer waren es hingegen 1288 Euro", so Marx weiter.
Kein Kniefall vor Ratingagenturen
Mit einer vorzeitigen Erhöhung des
Regelpensionsalters solle offensichtlich Ratingagenturen gegenüber Sicherheit
suggeriert werden, so die Vertreterinnen: "Die soziale Absicherung von Frauen ist aber kein Pfand, das
den Verursachern der Finanz- und Wirtschaftskrise im Austausch gegen eine
trügerische Sicherheit geboten werden darf". Fetik und Marx wiesen darauf hin,
dass das faktische Pensionsalter bei Frauen und Männern mit derzeit 58,9 Jahren
beziehungsweise 57,5 Jahre nicht weit auseinander liegt. "Daran würde auch eine
weitere vorzeitige Erhöhung des Regelpensionsalters nichts ändern. Um eine
tatsächliche Anhebung zu erreichen, sind strukturelle und langfristig orientierte
Änderungen auf dem Arbeitsmarkt sowie entsprechende Rahmenbedingungen, wie
beispielsweise ausreichende Kinderbetreuungsplätze, notwendig.
"Erst wenn Frauen
und Männer wirklich gleichgestellt sind und wenn alle Anstrengungen dafür
gebündelt werden, den Menschen mehr Arbeitsplätze und die nötigen
Rahmenbedingungen dafür zu bieten, dass sie bis zum Erreichen ihres
Pensionsalters arbeiten können, macht die Diskussion über die vorzeitige
Anhebung des Pensionsalters für Frauen wieder Sinn“, so Fetik und Marx
abschließend. (red)