Wien - Feinstaubbelastungen verursachen in der Bevölkerung eine erhöhte Mortalität. "Das trifft natürlich besonders bereits vorgeschädigte Personen. Wir selbst haben eine Erhöhung der Sterblichkeit bei mehr Feinstaubbelastung in Österreich in Wien, Graz und Linz nachgewiesen", erklärte Manfred Neuberger vom Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien. Man sehe das auch in der Allgemeinbevölkerung, wo mit zehn Mikrogramm (Millionstel Gramm) an PM2,5-Wert (Ultrafeinstaub) pro Kubikmeter mehr die Sterblichkeit um 0,5 bis ein Prozent steige.

Herz-Kreislauf- vor Atemwegserkrankungen

Bei Schadstoffbelastungen in der Luft würde man zunächst an Atmungsprobleme als Hauptgefahr denken. Doch im Akutfall stimmt das nicht. Neuberger: "Für die Mortalität sind zunächst Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dann erst die Atemwegserkrankungen verantwortlich." Der Ultrafeinstaub, der auch über die Lunge in das Gefäßsystem übergeht, kann - so der Experte - zu Herzrhythmusstörungen führen. Neuberger: "Die Partikel, die in das Blut kommen, haben eine Auswirkung auf die Gerinnungsfaktoren und können das Blut klebriger machen, was zu Infarkten führen kann." Ähnlich sei das auch bei Schlaganfällen.

Auch wenn die Feinstaubbelastung in der Außenluft derzeit am heftigsten diskutiert wird, in Innenräumen - so dort geraucht wird - ist sie noch wesentlich höher. Neuberger: "Man sieht den Effekt einer Verringerung der Feinstaubbelastung durch das Verhindern von Passivrauchen ganz klar." In den europäischen Staaten, in denen für Lokale etc. ein absolutes Rauchverbot verhängt wurde, ist laut dem Wissenschafter folgender Effekt aufgetreten: "Die Herzinfarktsterblichkeit sank binnen eines Jahres um acht bis 20 Prozent."

Die wissenschaftliche Beweislage für die Schädlichkeit von "schlechter Luft" ist auch international erdrückend. "Eine europäische Meta-Studie (CAFE-Studie) hat ganz klar gezeigt, dass mit jeder Erhöhung der Schadstoffbelastung um zehn Mikrogramm (Millionstel Gramm, Anm.) pro Kubikmeter im PM10-Wert die Belastung der Bevölkerung infolge der dadurch bedingten Krankheiten steigt. Es gibt auch viele Todesfälle. Der Anstieg ist nicht dramatisch, aber da die Luftverschmutzung die gesamte Bevölkerung trifft, wirkt sich das trotzdem in erheblichen Zahlen aus", sagte Torben Sigsgaard von der Abteilung für Sozial- und Arbeitsmedizin im September dieses Jahres beim Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) in Wien. (APA)