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Markus Lanz

Foto: Foto: Joerg Koch/AP/dapd

Tolle Intro für einen gerecht-hartherzigen Talk mit einer Politikerin: "Sie kommt gerade aus der Bundestagsdebatte zum Rechtsextremismus und sagte im Vorgespräch, auch sie hätte all das, was passiert ist, nur aus der Zeitung erfahren. Und die Öffentlichkeit fragt sich bestürzt: Wie kann es sein, dass die Ministerin, die mit ihren Fachleuten auch den braunen Sumpf im Internet im Blick haben sollte, davon aus der Zeitung erfährt?"

Und Markus Lanz legt nach: "Nach Dioxin und Ehec stellt sich nun heraus, dass niemand in die Apotheke muss, wenn er Antibiotika braucht. Es reicht, wenn er einfach ein Hähnchen aus der Massentierhaltung isst. Ein herzliches Willkommen der Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner!" Das Verrückte: Bei Lanz (auf ZDF) liegt nicht ein Politmensch auf dem Fragegriller; es kommen recht viele Gäste - und es plagen sie unterschiedlichste Probleme.

Neben der Ministerin war ja noch Ex-Fußballer Jimmy Hartwig zugegen, der über zwei Selbstmordversuche, Prostatakrebs, Finanzruin wie Rassismus im Fußball erzählte und schnell zu weinen begann. Auch Komponist Ralph Siegel (ebenfalls Prostatakrebs überwunden) war da. Mit Gattin Kriemhild, auf deren Schoß ein Hündchen in die Diskussion hineinbellte. Und Promiköchin Sarah Wiener, die bekannte, es würde ihr immer schwerer fallen, Tiere zu töten, saß auch da.

Dennoch: Dieser wirre Gäste- und Themenmix funktionierte, alle plauderten sich authentisch in Rage. Und selbst Markus Lanz, mit dem Charme eines auf Humor und Schlagfertigkeit programmierten Computers gesegnet, irritierte nicht. Erstaunlich, dieses Format. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD; Printausgabe, 24.11.2011)