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Pakistans neue Botschafterin in den USA heißt Sherry Rehman.

Foto: EPA/OLIVIER MATTHYS

Washington/Islamabad - Sie gilt als eine der mutigsten Frauen Pakistans, als Kämpferin für Demokratie und als Feindin der Fundamentalisten: Nun hat Islamabad die liberale Politikerin Sherry Rehman überraschend zur US-Botschafterin gemacht - damit repräsentieren zwei Frauen das Land, denn seit Juli ist Hina Rabbani Khar Außenministerin.

Analysten halten Rehmans Wahl für einen Schachzug, um Pakistans Interessen mehr Gehör zu verschaffen, denn das Verhältnis zwischen Islamabad und Washington ist seit Monaten angespannt.

Die 50-jährige frühere Informationsministerin folgt Hussain Haqqani, der am Dienstag den Hut nehmen musste. Er stolperte über eine "Memo-Gate" genannte Affäre, die den Graben zwischen Pakistans mächtigem Militär und der Zivilregierung von Präsident Asif Ali Zardari gefährlich offenlegte.

Depesche an US-Militär

Im Zentrum steht der US-pakistanische Geschäftsmann Mansoor Ijaz. Er behauptet, Haqqani habe ihn beauftragt, im Namen von Zardari ein anonymes Memo an US-Generalstabschef Mike Mullen zu übergeben. Darin werden die USA um Hilfe gebeten, einen drohenden Armeeputsch in Pakistan zu verhindern und die Macht der Generäle zu beschneiden. Das war am 10. Mai, kurz nachdem US-Truppen Osama Bin Laden in Abbottabad töteten und Pakistans Militär blamiert dastand.

Mullen fand die Notiz nach eigenen Worten unglaubwürdig, doch Ijaz schrieb am 10. Oktober in einer Zeitung über die Notiz. Das Militär war außer sich über Haqqanis angeblichen Verrat.

Haqqani bestreitet vehement, etwas mit der Depesche zu tun zu haben, doch am Dienstag musste er zurücktreten - "aber nicht wegen der Notiz. Hier geht es um Größeres", deutete er an.

Beobachter spekulieren, dass das Memo fingiert war, um Haqqani abzusägen. Er gilt als Gewährsmann von Zardari und als Kritiker des Militärs. Umso mehr überraschte, dass nun Rehman, gleichfalls eine Zardari-Vertraute, die Nachfolge antritt. Aber sie kommt offenbar auch ganz gut mit den Militärs zurecht: Rehmans Jinnah Institut publizierte kürzlich einen Bericht über Afghanistan - die Ansichten ähnelten denen der Generäle. (Christine Möllhoff, DER STANDARD-Printausgabe, 24.11.2011)