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Ludwig Hirsch 1946-2011

Foto: APA/HEIDI NERATH

Wien - Der Liedermacher und Schauspieler Ludwig Hirsch ist tot. Der Künstler wurde zuletzt wegen einer Lungenentzündung im Wilhelminenspital behandelt. Donnerstagfrüh habe er seinem Leben ein Ende gesetzt, wie sein Management gegenüber Radio Wien bestätigte.

Noch im Frühjahr diesen Jahres war Hirsch im Rahmen seiner "Gänsehautnah"-Tour auf österreichischen, deutschen und Schweizer Bühnen zu sehen. Es sollte für seine Fans die letzte Gelegenheit sein, die düsteren Songs von Ludwig Hirsch live zu erleben. Als gebürtiger Steirer begeisterte Hirsch seine Fans mit Liedern urwienerischen Zuschnitts und erklärte auch anlässlich der Überreichung des "Goldenen Rathausmann" im Juni: "Ich bin eigentlich Wiener, ich wurde nur zufällig dort geboren."

"Dunkelgraue Lieder"

Den Durchbruch konnte der Chansonnier bereits mit seinem Debütalbum im Jahr 1978 feiern: Es waren "Dunkelgraue Lieder", die ihn seine ganze Karriere über begleiteten sollten, wie auch seine Nummern von inhaltlicher Morbidität und Hintergründigkeit gekennzeichnet waren. Aber auch feine Zwischentöne gehörten zu Hirschs Repertoire: "Im letzten Album, da ging es um die Damen und bei denen wird naturgemäß ein bisschen weniger stark gezwickt - aber das kommt schon wieder", erklärte er noch 2010 im Interview.

Bevor die Musik zum Mittelpunkt seines Lebens wurde, absolvierte der am 28. Februar 1946 im steirischen Hartberg geborene Hirsch ein Grafikstudium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und besuchte die Schauspielschule Krauss. Das Theater führte ihn zunächst nach Deutschland, bevor er 1975 zum Ensemblemitglied in der Wiener Josefstadt wurde. Kurze Zeit darauf folgte der Start seiner Musikkarriere: Auf sein Debüt sollten bis heute mehr als 20 Platten folgen. Das letzte genuine Album "In Ewigkeit Damen" erschien 2006, drei Jahre darauf folgte ein Hörbuch mit "Weihnachtsgeschichten".

Im vergangenen Herbst ging Hirsch auf Tour, "Vielleicht - zum letzten Mal", so der Titel. Es sollten aber noch die diesjährigen Konzerte gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Johnny Bertl folgen, die einen Überblick über die knapp 30-jährige, kreative Schaffensphase des Sängers boten. Diesen durften sich Fans auch des öfteren nach Hause holen, gab es doch mit "Den größten Hits aus 20 Jahren" (1997), dem Livemitschnitt "Dunkelgrau" (1999) oder der Werkschau "Ausgewählte Lieder" (2004), die kurze Einleitungen des Sängers zu den jeweiligen Songs beinhaltet, auch eine Neuauflage seines gesamten Werkkatalogs im Jahr 2008. Im Rückblick auf sein Schaffen meinte Hirsch damals, dass er "immer wieder positiv überrascht" wurde: Es gebe "uralte Lieder, in die bin ich immer noch verliebt".

Weniger eine Überraschung als eine Bestätigung seines Erfolges eröffnet ein Blick auf die bisherigen Auszeichnungen. 2002 gab es für das Album "Perlen" eine goldene Schallplatte, ebenso wie für "In meiner Sprache" und "Sternderl Schaun" (jeweils 1992). Am längsten in den Charts hielt sich allerdings sein Debüt, das gut ein Jahr in der Hitparade verweilte. Und auch einen Nummer-1-Song darf der Musiker sein Eigen nennen: Die Single "Gel', du magst mi" erreichte 1983 die Spitze der heimischen Charts. Für "Perlen" wurde er darüber hinaus mit einem Amadeus Austrian Music Award ausgezeichnet.

"Kann nichts anderes als Geschichten erzählen"

Ein Sammelband seiner Texte ist im vergangenen Herbst unter dem Titel "Ich weiß es nicht, wohin die Engel fliegen" erschienen. Dem Theater hat Hirsch in dieser Zeit nie gänzlich den Rücken zugekehrt, 2004 war er etwa bei den Festspielen Reichenau in Tschechows Untergangskomödie "Der Kirschgarten" und 1998 im Volkstheater ("Irma La Douce") zu sehen. Anfang der 1990er Jahre komplettierte er das Ensemble beim Salzburger "Jedermann". Egal ob Musik, Theater oder Lesung, bei Hirsch ging es immer um die Geschichte, wie er einst erklärte: "Ich kann nichts anderes als Geschichten erzählen, den Leuten Bilder malen, akustisches Kino zu bieten. Es wäre schrecklich, wenn ich mich auf anderes Terrain begeben würde. Ich hab's hin und wieder versucht - und es hat absolut nicht funktioniert."

Noch vergangenes Jahr erklärte er, dass er sich diesen Herbst für ein neues Album "hinsetzen und ein bissl grübeln" wolle. Thematisch sollte es um für Hirsch Typisches gehen: Träumen, Staunen, Lächeln, bissl Gänsehaut immer wieder, und das Zwicken in die Wadeln. Das hab ich immer gern gemacht, die Leute einzulullen, dass sie sich wohl fühlen und zum Schluss ein bissl zwicken." (APA)