Der Abgang von Ali Abdullah Saleh rettet einstweilen nur ihn selbst - und sein Vermögen -, aber nicht den Jemen. Die Nummer vier der gestürzten Autokraten des Arabischen Frühlings hinterlässt ein Land in Trümmern. Auch wenn er selbst, der vorerst nicht einmal den Präsidententitel verliert, physisch weg vom Jemen ist, werden seine Parteigänger und sein Clan weiter mit ihren Rivalen um die Macht ringen. Da geht es um alles, nur nicht um einen demokratischen Übergang.

Aber immerhin, mit Saleh war ein Neustart unmöglich, jetzt ist zumindest der Weg frei. Das mussten auch die USA einsehen, die lange zögerten, ihn komplett fallenzulassen, aus Angst, Al-Kaida und Konsorten könnten die frei werdenden Räume besetzen. Aber genau das ist im monatelangen Chaos bereits passiert. Letztlich haben die USA mit Saudi-Arabien - das in den vergangenen Monaten die Grenzen seines Einflusses im Nachbarland kennengelernt hat - zusammengearbeitet, um den Exit Salehs zu erleichtern.

Die Opposition auf den Straßen lehnt den Deal, mit dem Saleh vom Präsidentensessel heruntergelockt wurde - unter anderem rechtliche Immunität - ab. Das ist verständlich, aber die Abrechnung mit Saleh ist im Moment wirklich nicht am wichtigsten. Wichtig ist, eine Regierung auf möglichst breiter Basis zu bilden und den schwierigen Weg des Institutionenaufbaus einzuleiten. Dann hat der Jemen vielleicht noch eine Chance. (DER STANDARD-Printausgabe, 25.11.2011)