Es hat Jahrzehnte gedauert: Jetzt erinnert am Salzburger Residenzplatz eine Gedenktafel an die einzige von den Nazis auf österreichischem Boden organisierte Bücherverbrennung. Während in beinahe jedem Dorf - oft an durchaus prominenten Orten - Kriegerdenkmäler zu finden sind, hat es das Gedenken an die Vorboten der barbarischen Verbrechen der NS-Schergen gerade einmal zu einer kleinen Tafel gebracht: Am Ende verbrannte man auch Menschen, wie es Heinrich Heine prophezeit hatte.

Ein Denkmal mitten im touristischen Zentrum des Weltkulturerbes zu errichten hat man sich in Salzburg nicht getraut. Dass sich ein solches Mahnmal aber durchaus in ein historisches Ambiente einfügen kann, zeigt das Beispiel Berlin. Hier erinnert eine in den Boden eingelassene Bibliothek mit leeren Bücherregalen am Bebelplatz - mitten im Stadtzentrum - an die Bücherverbrennung.

Mutlos ist der Umgang der Salzburger Stadtpolitik aber nicht nur bei diesem Detail am Residenzplatz. Sie ist es auch bei der gesamten Platzgestaltung, im Zuge derer ein Mahnmal für die Bücherverbrennung geplant war. Seit Jahren wird über die Sanierung der staubigen Schotterwüste debattiert. Zahlreiche Probeflächen mit verschiedensten Belägen zieren den Platz. Darunter eine jüngst verlegte Fläche mit Steinimitat aus Beton. Das ist dann nicht nur mutlos, das ist billig. Das ist Gestaltung des Weltkulturerbes aus dem Katalog eines Baumarktdiskonters. (DER STANDARD-Printausgabe, 25.11.2011)