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Dresdner "Fans" beim Cupspiel in Dortmund am 25. Oktober. Nach den Ausschreitungen wurde der Fußball-Zweitligist für ein Jahr von der Teilnahme am Pokalbewerb ausgeschlossen

Foto: Reuters

Dresden - Borussia Dortmund, der erste Verfolger von Spitzenreiter Bayern München in der deutschen Fußball-Bundesliga, empfängt am Samstag im 139. Revierderby den viertplatzierten Schalke 04 mit ÖFB-Teamspieler Christian Fuchs vor 80.000 Fans. Die Mainzer mit Andreas Ivanschitz und Julian Baumgartlinger haben am Sonntag die großen Bayern zu Gast. Nichts elektrisiert Fußball-Deutschland derzeit aber mehr als der historische Ausschluss von Zweitligist Dynamo Dresden aus dem kompletten Pokalbewerb der kommenden Saison.

Noch nie in der Verbandsgeschichte des Deutschen Fußball-Bundes fällte das DFB-Sportgericht ein derartiges Urteil. "Wir müssen irgendwann auch einmal Farbe bekennen", sagte der Vorsitzende des Gremiums, Hans E. Lorenz. "Von dem Urteil soll ein Signal ausgehen. Denn nie war die Gewalt im deutschen Fußball größer. Wenn das so weitergeht, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis es den ersten Toten gibt."

Seit Monaten sorgen Ausschreitungen in den verschiedensten deutschen Fußball-Ligen bis hin zu Jugendspielen für Aufsehen. Den bisherigen Höhepunkt markierten Hooligans von Dynamo Dresden am 25. Oktober beim Zweitrunden-Pokalspiel bei Meister Borussia Dortmund (0:2). Bei Fan-Randalen wurden zwei Polizisten verletzt, das Spiel stand nach dem Abfeuern bengalischer Fackeln und Rauchbomben vor dem Abbruch. 15 Rowdies wurden festgenommen.

Seit Jahren kämpft Dresden mit seinem gewaltbereiten Anhang. Seit 2002 gab es 28 Urteile, dreimal kam es zu Teilausschlüssen für Fans. Die Krawalle beim Match gegen Dortmund waren von der Polizei fast nicht unter Kontrolle zu bringen. "Es wäre ein Blutbad entstanden - das sage ich hier so deutlich -, wenn wir noch härtere Maßnahmen getroffen hätten", sagte der Dortmunder Polizeidirektor Peter Andres bei der Verhandlung in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main.

Die Vereinsverantwortlichen von Dresden hatten sich massiv gegen einen Pokalausschluss gewehrt. Über eine Berufung gegen das Urteil müssen sie bis nächsten Donnerstag entscheiden. Unterstützung erhalten sie vom Präsident des nordostdeutschen Fußball-Verbandes, Rainer Milkoreit. Der hält die Entscheidung des Sportgerichts für "überhart und überzogen. Der ökonomische Verlust könnte für Dresden in die Millionen gehen". Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bezeichnet das Urteil als "ein Zeichen" des DFB. "Der Klub muss jetzt für den Bärendienst bezahlen, den diese Fans ihm erwiesen haben."

Schon 1991 wurde Dresden für zwei Jahre aus dem Europacup der Meister ausgeschlossen. Das Viertelfinal-Rückspiel gegen Roter Stern Belgrad wurde wegen Krawallen beim Stand von 1:2 knapp vor Schluss abgebrochen. (krud, DER STANDARD Printausgabe, 26./27.11.2011)