Paris - Die Lektüre von William Shakespeare kann laut einer ungewöhnlichen britischen Wissenschaftsstudie Ärzten dabei helfen, körperliche Beschwerden mit psychischen Problemen in Verbindung zu bringen. Zu diesem Ergebnis kommt der britische Mediziner Kenneth Heaton nach einem Vergleich der 42 Hauptwerke des britischen Dichters mit 46 Werken seiner Zeitgenossen.

Shakespeare habe eine außergewöhnliche Fähigkeit, psychosomatische Symptome zu erkennen, schreibt Heaton in der britischen Fachzeitschrift "Journal of Medical Humanities". Kein anderer Dichter sehe diese Verbindung zwischen körperlichen Problemen und psychischem Stress.

Bei "König Lear" und "Richard II." zum Beispiel trete bei mentalen Krisen Schwerhörigkeit auf. Kälte und Schwäche seien Zeichen für einen tiefen Schock in "Romeo und Julia" und "Julius Caesar", starke Gefühle wiederum würden in "Venus und Adonis" und "Zwei Herren aus Verona" von Atembeschwerden begleitet. Trauer oder Leid wie etwa in "Hamlet", dem "Kaufmann von Venedig" oder "Wie es Euch gefällt" schlagen sich demnach in extremer Müdigkeit nieder.

Viele Ärzte zögerten, körperliche Beschwerden mit emotionalen Problemen in Verbindung zu bringen, schreibt Heaton in seiner Studie weiter. Dies führe oftmals zu "verspäteten Diagnosen, unnötigen Untersuchungen und unangemessenen Behandlungen". Mit Shakespeare könnten Mediziner "bessere Ärzte" werden. (APA)