Kreativkost aus der offenen Küche...

Foto: Gerhard Wasserbauer

...und ein virtuos umherschwänzelnder, italienischer Restaurantleiter: das "Cucinoto" in Wien-Landstraße.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Antonio Noto hat schon an vielen Adressen in Wien gekocht, oft hielt es ihn halt nur für wenige Monate an einem Ort. Einem größeren Publikum wurde sein Gefühl für Geschmackskombinationen auch jenseits des klassischen Rezeptkanons vor einigen Jahren erstmals bewusst, als er im aufwändig umgebauten, inzwischen leider geschlossenen "La Voglia" in Wien-Dornbach kochte. Wagemutige Kreationen wie roh marinierte Sardellen mit Himbeermark waren da ebenso im Repertoire wie klassische Spaghetti Vongole oder eine massive Bistecca vom toskanischen Chianina-Rind.

Unter seinen Fans war damals auch die Unternehmensberaterin Gabriele Nohejl, deren Büro sich genau nebenan befand. Aus den regelmäßigen Besuchen wurde offenbar Leidenschaft - seit vergangener Woche hat Nohejl nun ihr eigenes italienisches Restaurant, und Antonio Noto ist der Koch. Dass Noto diesmal etwas länger bleibt, ist ihr zu wünschen - schließlich müsste ansonsten auch der auf den Koch zugeschnittene Name des Lokals (Cucinoto) geändert werden. Das langgezogene Restaurant in einer besonders stillen, wenngleich zentrumsnahen Ecke des dritten Bezirks mündet in eine offene Küche, wo Noto seine täglich variierte Küche zelebriert. Es gibt eine Speisekarte, die sollte aber nur als Orientierung für die Preisgestaltung herhalten - die Tagesspezialitäten werden, wie in Italien üblich, vom Service vorgetragen.

Um-den-Gast-Schwänzeln

Als Restaurantleiter wurde Piero Rotolo engagiert, der einst im Martinelli von Luigi Barbaro (auch eine vormalige Noto-Wirkstätte) zugange war und die Kunst des heftig italianisierenden Um-den-Gast-Schwänzelns dementsprechend gut interiorisiert hat. Das allein wäre irgendwie auszuhalten. Wenn er aber versucht, einem Garnelen als Scampi zu verkaufen, hört sich der Spaß auf. Wir sind ja nicht in Jesolo!

Immerhin: Es sind vergleichsweise hochwertige Salzwasser-Garnelen, die mit Kopf gebraten werden und saftig zu Tisch kommen. Die Spaghetti Vongole punkten, wie alle Pasta-Gerichte, durch kompromisslos bissfeste Garung und die Verwendung echter Teppichmuscheln - immer öfter werden einem allerhand weniger zarte Verwandte der Venusmuschel untergejubelt.

Sehr schade ist schließlich, dass sowohl Büffelmozzarella als auch Paradeiser zur - einstweilen noch einzigen - Vorspeise in der Hauptsache von der Leistungsfähigkeit des Kühlschranks künden: In Italien würde wohl keinem Koch einfallen, auch nur eine dieser Zutaten gekühlt aufzubewahren. (Severin Corti/Der Standard/rondo/25/11/2011)