Nach der Neugestaltung der User Experience in Form der GNOME Shell konzentriert man sich beim Desktop-Projekt derzeit vor allem auf die Entwicklung neuer "Kernanwendungen" - der WebStandard berichtete. Entsprechende Designs hat das dafür zuständige Team in den letzten Monaten eifrig entworfen, nun gilt es aber natürlich, das Ganze in real existierende Projekte zu verwandeln. Bereits im letzten Entwicklungszyklus hatten GNOME Documents und GNOME Contacts ihr Debüt gegeben, nun folgt der nächste Eintrag in dieser Reihe: GNOME Boxes ist in einer ersten Testversion erhältlich.
Funktionalität
Dabei handelt es sich um ein Tool zum einfachen Ausprobieren anderer Betriebssysteme bzw. dem Fernzugriff auf solche. Konkret unterstützt man derzeit VNC-Verbindungen, darüber hinaus können aber auch virtuelle Maschinen per KVM erstellt werden. Hierfür nutzt man zudem das von Red Hat entwickelte Spice-GTK-Protokoll zur Desktop-Virtualisierung, die libvirt sowie die neue libvirt-glib.
Ein erster Blick auf die Testversion zeigt, dass das Interface der Anwendung bewusst simpel gehalten ist: Vor dem Einrichten einer virtuellen Maschine reicht die Angabe eines Installations-Images, dann kann es schon los gehen. Bei einigen Betriebssystemen gibt es zudem die Möglichkeit des Quick Installs, um den installationsprozess vollständig automatisiert ablaufen zu lassen. Die einzelnen virtuellen Maschinen oder Remote-Desktop-Verbindungen werden per Miniaturgrafik in einer Übersicht dargestellt, wo diese auf Wunsch auch schnell wieder entfernt werden können.
Konzepte
In einem Blog-Posting betont einer der dahinter stehenden Entwickler, dass die Einstellmöglichkeiten bewusst simpel gehalten wurden. GNOME Boxes sei nicht als professionelles Administrations-Tool für den Unternehmenseinsatz gedacht, für solche Umgebungen empfiehlt man weiterhin den virt-manager. Da man hier möglichst viel an Infrastruktur zwischen virt-manager und GNOME Boxes teile, könne man auch die Dopplungen auf einem sehr geringen Niveau halten.
GNOME 3.3.2
Parallel dazu gibt es aber auch wieder neue Versionen zahlreicher anderer Desktop-Komponenten, die in Form von GNOME 3.3.2 zusammengefasst werden. Die Test-Release bringt diverse Umbauten an GNOME Documents, so kann das Tool zur Anzeige von lokalen und entfernt abgespeicherten Dokument nun mit den "Sammlungen" bei Google Docs umgehen. Zudem hat man aber auch einmal mehr das User Interface umgebaut: Es gibt nun keinen Sidebar mehr, die Suche wird einfach aufgerufen, wenn die NutzerInnen zu tippen beginnen, das Management von Dokumenten erfolgt per Overlay-Grafik. Der gesamte Stil der Anwendung ist damit nun analog zu GNOME Boxes gehalten.
GNOME Shell
Eine weitere aktuelle Neuerung ist die Möglichkeit Anwendung in der Übersicht der GNOME Shell zwischen zwei Workspaces fallen zu lassen, womit an dieser Stelle ein neuer virtueller Desktop eröffnet wird. Konkret ermöglicht dies also das leichtere Umsortieren der Desktop-Aufteilung. Unter der Haube gab es ebenfalls einen wichtigen Umbau: Sowohl GNOME Shell als auch der Window Manager Mutter kommen nun ganz ohne das alte Konfigurationssystem GConf aus - womit auch die Abhängigkeit vom früher genutzten Fenster-Manager Metacity fällt.
Verfügbarkeit
GNOME 3.3.2 gibt es wie gewohnt in Form des Source Codes der Komponenten auf der Seite des Projekts zum Download. Das stabile GNOME 3.4 soll es Ende März 2012 geben, in den Wochen darauf werden dann wieder zahlreiche Distributionen mit der aktualisierten Ausgabe der Desktop-Software aufwarten können. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 25.11.11)