Wien - Verbrühungen und Verbrennungen sind bis zum vierten Lebensjahr die zweithäufigsten Unfallursachen. Im Fall des Falles bedarf es einer möglichst sofortigen medizinischen Betreuung durch spezialisierte Teams an speziellen Einrichtungen, hieß es am Freitag beim zweitägigen Kongress "Akutmedizin im Kindesalter" am Wiener Donauspital (SMZ-Ost).

Im SMZ-Ost liegt einer der Schwerpunkte - für den Wiener Krankenanstaltenverbund und die Ostregion Österreichs - auf dem Gebiet der Pädiatrie inklusive der Kinderchirurgie und auch der Unfallversorgung. "In unser Krankenhaus werden jedes Jahr rund 4.000 Kinder aufgenommen, wir haben rund 2.500 Operationen", erklärte Alexander Rokitansky, Präsident der Van Swieten-Gesellschaft, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendchirurgie am Donauspital und Organisator des Kongresses mit rund 200 Teilnehmern. An dem Krankenhaus werden pro Jahr rund 200 Kinder und Jugendliche mit Verbrennungen behandelt, rund 20 davon mit schweren Verletzungen, vier bis fünf mit sehr gravierenden Verbrennungen.

Verletzungsmuster ist altersabhängig

Für das medizinische Spezialthema der Verbrennungen im Kindesalter wurden führende Experten der US-Shriners Hospitals for Children gewonnen, die in ihren 22 Häusern Betroffene auf höchstem medizinischen Niveau ohne Kosten für die Eltern versorgen. Klar ist, dass auch in diesen Fällen Kinder sprichwörtlich keine "kleinen Erwachsenen" darstellen.

David Greenhalgh, Verbrennungsspezialist vom Shriners Hospital in Sacramento in Nordkalifornien: "Die Verletzungsmuster verändern sich mit dem Alter der Kinder. Die Hautoberfläche am Kopf macht schon 20 Prozent der gesamten Körperoberfläche aus (beim Erwachsenen rund zehn Prozent, Anm.). Eine allfällige Verengung der Atemwege nach Brandunfällen etc. wirkt sich bei ihnen viel stärker aus als bei Erwachsenen." Ein Beispiel: Eine Verengung der Luftröhre um ein Prozent - zu Beispiel durch eine Schwellung - erhöht die Atemresistenz um 16 Prozent, bei einem Erwachsenen sind es nur wenige Prozent.

Der US-Experte: "Kinder kühlen auch schneller aus als Erwachsene." Ähnlich ist es beim Wasserhaushalt. Hier ist in schweren Fällen die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Aufnahme und Abgabe ausgesprochen diffizil. Ein Kind von zehn Kilogramm Körpergewicht mit großflächigen Verbrennungen kann bis zu drei Liter Flüssigkeitsersatz via Infusionen benötigen - undenkbar für einen Erwachsenen.

Funktional und ästhetisch

Die Betreuung von Kindern mit Verbrennungen und Verbrühungen zieht sich manchmal über Jahre, weil es mit Vernarbungen nach schweren Verbrennungen auch zu Funktionseinschränkungen kommen kann. Kinderchirurg Rokitansky: "Das Behandlungsergebnis sollte funktional und kosmetisch möglichst eine Wiederherstellung bringen."

Neben dem Schwerpunktthema der Verbrennungen geht es bei dem Kongress auch um Simulations- und Katastrophenmedizin. In der Aus- und Weiterbildung von Ärzten werden Simulationsmodelle zum Trainieren immer wichtiger. So ist bei dem Kongress auch ein Notarztwagen der Wiener Rettung mit einem solchen System vor Ort sein. Rund um die Katastrophenmedizin gibt es Präsentationen des Österreichischen Bundesheeres samt gepanzertem Strahlenspürwagen "Dingo". (APA)