Washington - Spekulation ja - aber mit System und Hierarchie. Ein internationales Forscherteam berichtet in der Fachzeitschrift "Astrobiology" davon, wie es versucht hat, die Suche nach potenziell lebenstragenden Himmelskörpern innerhalb und außerhalb unseres Sonnensystems zu systematisieren. Dafür haben die Forscher zwei Indizes festgelegt, anhand derer sie jeweils ein Ranking der Wahrscheinlichkeit erstellten, mit der auf einem Planeten oder Mond Leben existieren könnte.
Index 1
Der erste, berichtet Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University gegenüber der BBC, richtet sich nach der Ähnlichkeit des Planeten oder Mondes mit der Erde. In diesem Earth Similarity Index (ESI), der sich an physikalischen Parametern wie Durchmesser, Dichte und Entfernung zum Mutterstern orientiert, nimmt die Erde naturgemäß den Wert 1 an. Es folgen auf den Plätzen gleich drei Planeten, die den 20 Lichtjahre entfernten Roten Zwerg Gliese 581 umkreisen. Planet Gliese 581g kann den beachtlichen Wert von 0,89 vorweisen (auch wenn seit einigen Monaten die Existenz dieses Planeten aufgrund neuer Messungen stark angezweifelt wird), gefolgt von d und c, die mit 0,74 bzw. 0,7 im Ranking fast gleichauf mit dem Mars liegen.
Danach folgt bereits der Merkur und nach diesem eine eher exotische Erscheinung: Der 41 Lichtjahre entfernte Planet HD 69830 d dürfte nämlich ein Gasriese sein, liegt aber mit einer geschätzten Oberflächentempratur von sieben Grad Celsius innerhalb der sogenannten Habitablen Zone um einen Stern - also dort, wo es zumindest theoretisch flüssiges Wasser geben könnte. In gleicher Entfernung zu unserem Sonnensystem liegt mit 55 Cancri c - vermutlich ebenfalls ein Gasriese - der nächste Kandidat im Ranking, es folgen der Erdmond und noch ein weiterer Trabant von Gliese 581.
Index 2
Der parallel dazu erstellte Planetary Habitability Index (PHI) zeichnet ein etwas anderes Bild, da er auch andere Faktoren miteinbezieht - zum Beispiel das Vorhandensein einer Atmosphäre und eines Magnetfelds oder ob der betreffende Himmelskörper überhaupt eine feste Oberfläche hat. Dazu kommt die chemische Zusammensetzung der Umgebung und die den hypothetischen Lebensformen zur Verfügung stehende Energie - sei es, dass sie direkt von einem Stern kommt oder zum Beispiel durch Gezeitenkräfte produziert wird, mit denen ein großer Planet auf seine Monde einwirkt. Letzteres wird etwa beim Jupitermond Europa für möglich gehalten, der äußerlich vereist ist, unter dieser Kruste aber einen Ozean haben könnte, der durch das Einwirken des Jupiter "warm" gehalten wird.
In diesem Index schiebt sich der Saturnmond Titan an die erste Stelle, dicht gefolgt vom Mars und Europa. Erst ab der vierten Stelle folgen die ersten Exoplaneten, und wieder sind es die Trabanten g, d und c von Gliese 581. Andere Welten außerhalb unseres Sonnensystems sind im PHI nicht unter den Top Ten gereiht - stattdessen folgen auf den Plätzen 7 bis 10 Jupiter, Saturn, Venus und der Saturnmond Enceladus, dessen kryovulkanische Aktivität das Vorhandensein flüssigen Wassers begünstigen könnte. (red)