Wien – Am Freitag erhielt Bundeskanzler Werner Faymann doch Post von Michael Jeannée. "Auf die Internet-Müllhalde mit dem Mist", kommentierte der Krone-Kolumnist gewohnt deftig die Pannen um Faymanns Social-Media-Aktivitäten. Die SPÖ ließ Jubelpost über gekaufte Facebook-User und gefälschte Leserbriefe verbreiten. Das Projekt soll im Endausbau 200.000 Euro kosten.

Jeannées Glosse fiel, wie berichtet, Mittwoch kurz vor Redaktionsschluss aus dem Blatt. Alternative lieferte der Kolumnist keine. Warum Post von Jeannée schließlich doch erscheinen durfte, erklärt der Autor auf Standard-Anfrage: "Es gab eine Diskussion. Der Chefredakteur war nicht im Haus. Es ging nicht um eine Formulierung, sondern darum, ob es stimmt, dass Frau Rudas für den Social-Media-Auftritt verantwortlich ist. Beim Nachrecherchieren stellte sich heraus, dass das stimmt. Es wurde nicht ein Komma geändert."

Betrugsvorwürfe zurückgewiesen

Betrugsvorwürfe gegen die für die Facebook-Aktivitäten mitverantwortliche Agentur Dimoco erhebt unterdessen die Webplattform politisieren.at. Berichte über unerwünschten kostenpflichtigen Porno-Spam und andere Gebührenfallen werden angeführt. "Dimoco ist kein Diensteanbieter, sondern stellt Unternehmen Anbindungen an Mobilnetzbetreiber zur Verfügung", entgegnet Sprecherin Margit Anglmair. Auf Inhalte habe der Direktmarketer "keinen Einblick". Die ebenfalls zitierte Kritik über das Vergabefahren im Juli nennt Anglmair "geschäftsschädigend" und überlegt "rechtliche Schritte". Die Ausschreibung gewann eine Bietergemeinschaft, bestehend aus Lucy Marx (Dimoco) und der Social-Media-Agentur Skill3D.

Auf die Jubelpost aufmerksam geworden sind inzwischen auch ausländische Medien: Deutsche, Schweizer und niederländische Zeitungen ätzen über die "Politposse" ("Süddeutsche Zeitung") und "Faymanns falsche Freunde" ("FTD"). (prie, DER STANDARD; Printausgabe, 26./27.11.2011)