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Muss sich zunehmend nach der Decke strecken: der Chef der Österreichischen Volksbanken AG, Gerald Wenzel.

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Wien - Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) ist angesichts steigender Verluste weit von den geforderten Kapitalquoten der EU-Bankenaufsicht entfernt. Die viertgrößte Bank des Landes hofft noch auf Nachsicht der Europäischen Bankenaufsicht. Sollte die EBA bis Juni 2012 jedoch auf einer harten Kernkapitalquote von neun Prozent beharren, "wird das eine Herausforderung darstellen", räumte die Bank am Freitag ein. Bei einer Bewertung aller Staatsanleihen zu Marktwerten liegt die Quote derzeit nur bei 5,5 Prozent.

Die Bank arbeite vorsichtshalber daran, die mit Eigenkapital unterlegten Forderungen "möglichst rasch zu reduzieren", sagte ein Sprecher. Zudem führe die ÖVAG, die zum reinen Spitzeninstitut für die Volksbanken umgebaut wird, "intensive Gespräche mit den Kernaktionären über kapitalstärkende Maßnahmen". Bisher wollte das Institut die Kapitallücke über Beteiligungsverkäufe und den Umbau schließen. Den Staat wieder um Hilfe bitten zu müssen, will sie vermeiden.

Nach einem Defizit von 689 Millionen Euro nach neun Monaten erwartet die Bank nun, dass der Jahresverlust 2011 auf Konzernebene bei über 800 Millionen Euro zu liegen kommen wird.

Auf Einzelinstitutsebene hatte der Vorstand Mitte Oktober den erwarteten Verlust noch mit 900 Millionen Euro beziffert. Dieser könnte jetzt auf 1,2 Milliarden Euro steigen. Die Bilanzsumme lag Ende September bei 43,6 Milliarden Euro, um 8,4 Mrd. Euro oder 16,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Grund für die riesigen Verluste sind Abschreibungen auf die Tochter in Rumänien, Abwertungen auf Griechenland und CreditDefault-Swaps und andere Länderrisiken. Auch das einst eingeschossene Kommunalkredit-Partizipationskapital muss abgewertet werden. Der Vorstand spricht von "Einmaleffekten".

Hoffen auf Sberbank

Geld in die Kasse spülen soll der Verkauf der Osteuropa-Tochter Volksbank International an die russische Sberbank. Er sollte eigentlich 585 Millionen Euro bringen, wie berichtet wollen die Russen nun aber wegen der unerwartet schlechten Entwicklung in Ungarn maximal 500 Millionen Euro zahlen. In Ungarn brockt ein neues Gesetz jenen Banken Verluste ein, die Kredite in Fremdwährungen an ungarische Kunden vergeben haben. Sie dürfen zu einem schlechteren Kurs getilgt werden. Die Bank erwarte weiter einen Abschluss vor Jahresende zum vereinbarten Preis, sagte ein Sprecher. Finanzkreisen zufolge muss sie aber womöglich vorher in Ungarn aufräumen.

Der Verkauf der VBI ist für die Bankengruppe ein wichtiger Schritt. Sie will damit ihre Risikoaktiva verringern und ihre niedrige Kapitalquote steigern.

Die ÖVAG hält 51 Prozent an der VBI, die deutschen Genossenschaftsbanken DZ Bank und WGZ sowie die französische Banque Populaire Caisse d'Épargne halten gemeinsam 49 Prozent. (red, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 26.11/27.11.2011)