Kairo - In Ägypten ist kurz vor Beginn der Parlamentswahlen ein Anschlag auf eine wichtige Gaspipeline verübt worden. Saboteure hätten westlich von al-Arisch im Sinai zwei Explosionen ausgelöst, hieß es von Augenzeugen und aus den Sicherheitsbehörden. Durch die Leitung wird Gas nach Israel und Jordanien transportiert.
Maskierte und bewaffnete Männer zündeten demnach westlich der Stadt El Arisch auf der Sinai-Halbinsel Sprengstoff unter der Pipeline. Die Gaslieferungen nach Israel, die unter dem im Februar gestürzten ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak vereinbart wurden, sind in Ägypten heftig umstritten. Auf die Gas-Pipeline wurden in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge verübt.
Die Flammen waren kilometerweit zu sehen. Über Verletzte gab es zunächst keine Angaben. Rettungsdienste wurden zum Ort der Explosionen geschickt.
Strom aus Ägypten
In Israel werden 40 Prozent des Stroms aus Gas produziert. Ägypten beliefert auch Jordanien mit Gas. Dort werden 80 Prozent des Stroms aus den ägyptischen Lieferungen produziert.
Es ist bereits der achte Anschlag seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak im Februar, in dessen Amtszeit der zwanzig Jahre laufende Gasvertrag mit Israel geschlossen wurde. In der Bevölkerung wird das Abkommen als zu günstig für den jüdischen Staat kritisiert. Am Montag beginnen die ersten freien Wahlen nach dem Sturz Mubarak.
Parlamentswahlen
In Ägypten wird ab Montag ein neues Parlament gewählt. Rund 40 Millionen Wahlberechtigte dürfen über insgesamt 498 Mitglieder des Abgeordnetenhauses abstimmen, zehn weitere Parlamentarier benennt die Armee. Die Muslimbrüder gehen als Favoriten ins Rennen. Insgesamt dauert dieser erste Urnengang in mehreren Schritten knapp sieben Wochen, das Endergebnis wird Mitte Jänner erwartet.
Das Parlament könnte über die Einsetzung einer neuen Regierung entscheiden. Das sagte der vom Militärrat eingesetzte Übergangspremier Kamal al-Ganzouri am Sonntag. Zuvor hatte es von dem einflussreichen Armeegremium am Samstag geheißen, dass das neue Parlament nicht in der Lage sein werde, die vom Militär eingesetzte Regierung zu entlassen. Gazouri war am Freitag vom Militärrat eingesetzt worden, nachdem Proteste das Übergangskabinett von Essam Sharaf zum Rücktritt gezwungen hatten. (APA/Reuters)