London/Wien - Die Ratingagentur Moody's hat am Montag vor einer Bedrohung des Kreditratings von allen europäischen Ländern durch die Euro- und Bankenkrise gewarnt. "In Abwesenheit von politischen Maßnahmen, die kurzfristig die Marktbedingungen stabilisieren, oder einer Stabilisierung aus anderen Gründen, werden die Kreditrisiken weiter steigen", so die Agentur in einer Aussendung am Montag. Als Ausweg gebe es allein engere Kooperation zwischen den 17 Euro-Staaten: "In der Frage des politischen Rahmens steht die Eurozone an einem Kreuzweg, der entweder zu größerer Integration oder zu größerer Fragmentierung führt", so die Agentur mit Sitz in London in einer Aussendung am Montag. Andernfalls riskierten die Regierungen eine weitere Verteuerung der Kreditzinsen aller Euro- und EU-Staaten.
Die politische Integration könnte nach Ansicht von Moody's durch weitere Herabstufungs-"Schocks" beschleunigt werden: "Die Ratingagentur (Moody's) merkt an, dass der politische Impetus zur Durchsetzung eines effektiven Lösungsplans sich vielleicht nur nach einer Serie von Schocks ergibt, die dazu führen könnten, dass einige Länder den Zugang zur Marktfinanzierung für einen längeren Zeitraum verlieren und ein Hilfsprogramm brauchen." In den vergangenen Monaten waren die Ratingagenturen Moody's, Standard & Poor's sowie Fitch wiederholt kritisiert worden, sie würden mit ihren Einschätzungen der Kreditwürdigkeit von Ländern Politik machen.
Weitere Staatspleiten
Die Ratingagentur warnt auch vor weiteren Staatspleiten im Euroraum und letztlich dem Zerfall der Währungsgemeinschaft. Zwar geht die Agentur in ihrem Hauptszenario nach wie vor von einem Fortbestand der Eurozone aus, wie es in einem Sonderbericht zur Schuldenkrise vom Montag heißt. In den letzten Wochen sei die Gefahr negativer Entwicklungen aber gestiegen. Als Gründe nennt die Agentur unter anderem politische Unsicherheiten in Griechenland und Italien sowie die trüben Wachstumsaussichten im Euroraum.
Die Wahrscheinlichkeit, dass neben Griechenland andere Euro-Länder Zahlungsprobleme bekommen könnten, sei nicht mehr länger vernachlässigbar, so die Agentur. Sollten gleich mehrere Länder in Schwierigkeiten geraten, seien zudem Austritte aus dem Euroraum denkbar. Eine solche Eskalation der Krise würde sich laut Moody's negativ auf die Kreditwürdigkeit aller Länder im Währungsraum und in der Europäischen Union auswirken.
Darüber hinaus kündigte die Agentur an, die Gesamtsituation im Währungsraum einer neuen Bewertung zu unterziehen. Eine derartige Neubewertung soll bis zum ersten Quartal 2012 abgeschlossen sein. (APA)