Bild nicht mehr verfügbar.

Vor allem in den Krisenstaaten bleibt die Lage düster, bei der OECD hält man eine massive Aufstockung des Rettungsfonds für notwendig.

Foto: AP

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat vor einem Ausweiten der Schuldenkrise gewarnt und ein stärkeres Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) gefordert. Ein "größeres negatives Ereignis" in der Eurozone könnte "verheerende" Auswirkungen für die Wirtschaft weltweit haben, mahnte die OECD am Montag in Paris in ihrem neuen Wirtschaftsausblick. Deshalb sollten sich die Verantwortlichen auf "das Schlimmste" vorbereiten und die EZB solle notfalls eingreifen. Für die gesamte Eurozone sieht die OECD eine "milde Rezession".

Die Eurozone rutscht demnach in eine neue kurzfristige Rezession. Sowohl in diesem als auch im nächsten Quartal werde die Wirtschaftsleistung der 17 Staaten mit der Gemeinschaftswährung voraussichtlich schrumpfen, heißt es im neuen Konjunkturausblick der Industrieländerorganisation. Erst ab dem zweiten Quartal sei wieder mit positiven Zahlen zu rechnen.

Für das Gesamtjahr 2012 prognostizieren die OECD-Experten in der Eurozone ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. In den Krisenstaaten bleibt die Lage allerdings düster. Für Italien wird ein Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,5 Prozent prognostiziert. Portugal muss sogar mit einem Minus von 3,2 Prozent rechnen. Die Schätzung für Griechenland liegt bei minus 3,0 Prozent.

Rettungsfonds aufstocken

"Um die Ansteckungsgefahr in der Eurozone einzudämmen, muss der Europäische Rettungsfonds erheblich aufgestockt und die Europäische Zentralbank mit einbezogen werden", forderte Chef-Volkswirt Pier Carlo Padoan am Montag zur Vorstellung des Ausblicks in Paris. "Diese deutlich erhöhte Feuerkraft muss mit Reformen einhergehen, die fahrlässigem Verhalten entgegenwirken." Ohne präventive Maßnahmen drohe dem Währungsraum eine "tiefe Rezession", heißt es in der OECD-Herbstprognose. Um Ansteckungsrisiken zu dämpfen, müssten der Bankensektor adäquat rekapitalisiert und die Refinanzierung der solventen Staaten im Fokus der Krise zu erträglichen Zinssätzen sichergestellt werden. Auch von den USA gehen laut OECD erhebliche Risiken aus, wenn es nicht zu einer Einigung auf ein Sparprogramm kommt.

Relativ optimistisch blickt die OECD unterdessen auf die Lage in Deutschland. Die wirtschaftliche Entwicklung werde zwar bis ins Frühjahr hinein schwach bleiben. Von Mitte 2012 sei dann aber mit einer Erholung zu rechnen. "Im Jahr 2013 dürfte das Wachstum stärker ausfallen als in anderen Mitgliedern des Euro-Raums, nicht zuletzt, da kein nennenswerter Abbau von Privat- und Unternehmensschulden erfolgen muss", schreibt die OECD in ihrem jüngsten Ausblick. Für 2012 rechnet sie mit einem Wachstum von 0,6 Prozent.

Österreich mit Miniwachstum

Für Österreichs Wirtschaft sieht die OECD 2012 nur noch ein Wachstum von 0,6 Prozent gemessen am BIP. Das ist ein Einbruch des Zuwachses um mehr als vier Fünftel, denn für 2011 berechnet die OECD 3,2 Prozent Wachstum. Die Prognose für das laufende Jahr wurde damit verglichen zum Mai-Vorausblick um 0,3 Prozent hinaufkorrigiert. Damals hat die OECD für 2012 auch noch ein Wachstum von 2,1 Prozent gesehen, diese Erwartung musste nunmehr um 1,5 Prozent nach unten verschoben werden.

Das Haushaltsdefizit hingegen dürfte gemessen am BIP nur schwach sinken. So sieht die OECD für 2011 noch ein Minus von 3,4 Prozent des BIP, 2012 sollen es immer noch minus 3,2 Prozent sein. Die Arbeitslosenquote lag 2010 bei 4,4 Prozent, heuer dürfte sie laut OECD auf 4,2 Prozent fallen, 2012 soll sie wieder geringfügig auf 4,4 Prozent steigen. Die Mai-Prognose, wonach die Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr sinken solle, ist damit nicht haltbar.

2013 soll sich die heimische Wirtschaft dann wieder erholen. Das Wirtschaftswachstum soll auf plus 1,8 Prozent klettern, die Arbeitslosigkeit mit 4,4 Prozent stabil bleiben. Für die OECD sieht es derzeit danach aus, dass dann das Budgetdefizit auf 3,1 Prozent gemessen am BIP fällt.

Globaler Abschwung

Die Weltwirtschaft befindet sich nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Zustand erhöhter Unsicherheit. Für dieses Jahr korrigiert die OECD ihre globale Wachstumsprognose von 4,2 auf 3,8 Prozent nach unten. Für 2012 geht die Organisation nur noch von 3,4 Prozent aus. Vor sechs Monaten hatte sie noch mit 4,6 Prozent gerechnet. Die OECD stellt ihre aktualisierten Projektionen zudem unter den Vorbehalt ungewöhnlich hoher Ereignisrisiken aufgrund der Schuldenkrise im Euroraum und der unsicheren fiskalischen Situation in den USA. (APA)