Wien - Die Industriekonjunktur springt und springt nicht an, lediglich der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria Creditanstalt signalisierte im Mai ein gewisses Wachstum in diesem Wirtschaftszweig. Arbeitgeber und Arbeitnehmer stellen sich bereits auf einen heißen Herbst ein. Sowohl Metallergewerkschafter Rudolf Nürnberger als auch Industrie-Spartenobmann Wolfgang Damianisch ("Wir krebsen bei null herum") sprechen von einer absehbar harten Lohnrunde.

Mit wenigen Ausnahmen gab es bisher immer die Abgeltung der Inflation plus eine darüber hinaus gehende Reallohnsteigerung. Diese sei heuer nicht zu garantieren, sagen die Arbeitgeber. 2003 sei bestenfalls eine "rote Null" in der Industrieproduktion zu erwarten, der Mitarbeiterabbau werde vermutlich weitergehen. 2002 verloren 15.000 Industriebeschäftigte ihren Job.

"Zwangsweise Einführung" wird abgelehnt

Die Forderung Nürnbergers, die Verluste der Arbeitnehmer durch die Pensionskürzungen der Regierung in der Lohnrunde abzugelten, komme daher überhaupt nicht infrage. In der aktuellen Konjunktursituation sei eine zusätzliche Belastung für die Betriebe, gefordert werden flächendeckende Pensionszusatzverträge, keinesfalls verkraftbar. Eine "zwangsweise Einführung" wird strikt abgelehnt, sagte Damianisch.

Lediglich die chemische Industrie stellt derzeit einen "optimistischen Ausreißer" dar. Die einzige Stütze der Industriekonjunktur stelle aber der Export dar, dieser sei nun durch den Euro-Kursanstieg gefährdet. Damianisch sagte, auch die Freude über die im Vorjahr positive Handelsbilanz sei "schaumgebremst", da sie vor allem durch den Rückgang der Importe bei Maschinen, Metallwaren, Elektro/ Elektronik zustande gekommen sei.

Keine Polithilfe

Enttäuscht zeigte sich Damianisch, dass das Doppelbudget 2003/2004 nichts enthalte, was kurzfristig positiv auf die Konjunktur wirke. Umso wichtiger wären nun verbindliche Zusagen etwa über eine Senkung der Körperschaftssteuer im Zuge der Steuerreform 2005.

Sorgen bereiten der Industrie darüber hinaus die Verpflichtung Österreichs im Rahmen der Klimaschutzpolitik. Statt der versprochenen Reduktion der Treibhausgase um 13 Prozent bis 2012 sei die Verpflichtung mittlerweile - vor allem durch die gestiegenen Emissionen aus dem Verkehr - bei 20 Prozent angelangt. Aus Kostengründen wehrt sich die Industrie, hier eventuell helfend einspringen zu müssen. (miba/DER STANDARD Print-Ausgabe, 3.6.2003)