Alfred Sramek sang souverän wie immer und lauschte, wie Boaz Daniel einen in Person und Stimme äußerst gewinnenden Roucher gab, so wie auch Elina Garanca ihr Debüt als Bersi mit kecker Klarheit hinlegte. Lado Ataneli hätte als Gérard zwischen beruflicher Ambition und privater Emotion hin- und hergerissen zu sein gehabt; er mühte sich nach (darstellerisch limitierten) Kräften, sein Stimmorgan ließ er wohlklingend, wenn auch etwas eintönig kraftvoll erschallen.
Bühne
Operntriumph der Echtheit
Umberto Giordanos "André Chénier" an der Staatsoper
Fast wie Tosca: Die zwei männlichen Drittel des Protagonistentrios, ein künstlerisch veranlagter Tenor und ein mächtiger Bariton, durchleben Revolutionswirren und verschauen sich in die Sopranpartie; die liebt natürlich den Tenor. Adam Fischer stürzte sich in der Staatsoper mit Energie in Umberto Giordanos André Chénier, übertrieb es zu Beginn ein wenig mit Lautstärke und Sforzati; nach einiger Zeit hatte sich die Sache aber optimal eingependelt, da blühten Klangfarben frühlingswiesengleich.
Johan Botha hatte mit Ataneli zu rivalisieren; nach anfänglich etwas überfallartig gestalteten dynamischen Höhepunkten fand er zu (stimmlicher) Natürlichkeit. Quantensprünge echter, nachfühlbar liebender und leidender, also großartig, war Violeta Urmana: Ihre Maddalena war jederzeit ein echter Mensch. Höchste darstellerische und gesangliche Intensität. (end/DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2003)