Innsbruck - Auch die am Montag präsentierten 2400 solidarischen Unterschriften für den Kunstraum Innsbruck (unter anderem von Peter Weiermair, Harald Szeemann oder Hermann Nitsch) haben nichts bewirkt. Er lasse sich "angesichts eines Wahltermins nicht unter Druck setzen", beharrte Landeshauptmann und Neo-Kulturreferent Herwig van Staa (VP) auf Altbekanntem. Die gewünschte Anhebung der Landessubvention von 58.000 € auf das Niveau der städtischen Gelder (145.000) lehnt er ab, mit dem Verweis auf "wirtschaftlich schlechte Zeiten".

Wahltag Schließtag?

Damit droht just der Tiroler Wahltag, der 28. September, zum Schließtag für eines der wichtigsten Schaufenster für die zeitgenössische Internationale in Österreich zu werden. Die für den Sommer geplante Personale von Jannis Kounellis wirkt nun wie ein Akt des Aufbegehrens. Es wäre eine paradoxe Finissage.

Der Kunstraum hat seit 1996 das regionale Feld schräg durchfurcht, mit internationalem Echo: vor allem dank des Konzepts von Elisabeth Thoman, Topkuratoren zu laden. Udo Kittelmann, Frankfurter Museum für Moderne Kunst, hatte etwa kurz vor der Ernennung zu Deutschlands Biennale-Direktor, Vertreter jüngster Konzeptart präsentiert (unter anderem On Kawara, Hanne Darboven, Niele Toroni), die mit "Hang zur Beharrlichkeit" an Konstanten wider die allgegenwärtige Beschleunigung festhalten.

Maia Damianovic hat mit "The Invisible Touch" zum Teil vor Ort entstandene Arbeiten (etwa von Mischa Kaball, Ernesto Neto, Martin Walde) gruppiert, die die Sinne forderten - tasten, riechen, schmecken ließen. Akzente gesetzt wurde mit einer Personale von Louise Bourgeois 2001 oder jüngster "weiche(r) brüche" Japans, mit Manga und Yoshimoto Nara. In eine Hand voll Arbeiten (u. a. von John M. Armleder) wurde eigenes Projektgeld investiert.

Thoman sagt, der Kunstraum sei vom damaligen Bürgermeister van Staa als "Brücke" zu einem (in den Sternen stehenden) "Haus der Kunst" gesehen worden. Das Land habe die in Aussicht gestellte Drittelfinanzierung nie realisiert. Jetzt fehle ein Viertel des Jahresbedarfs von 630.000 €(die Hälfte für Programm). Zuletzt habe van Staas Vorgänger im Land, Günther Platter, prioritäre Behandlung zugesagt.

Aber van Staa sieht nun "die Moderne" von der Taxisgalerie "abgedeckt" - "kein Bundesland, das so viel für Kultur ausgibt" - und fordert die solidarischen UnterstützerInnen auf, "in die eigene Tasche" zu greifen. (Benedikt Sauer/DER STANDARD; Printausgabe, 4.06.2003)