Graz - Die finanziellen Einbußen in der steirischen Wirtschaft dürften nach einer vorläufigen Schätzung der Wirtschaftskammer Steiermark bis zu 70 Mio. Euro ausmachen. "Die Berechnung fußt auf dem Bruttoregionalprodukt, auf Basis dessen unsere Volkswirte nach einem speziellen Schlüssel ihre Schätzungen anstellen", so ein WK-Sprecher zur APA. Ein umfassender Streiktag, an dem sich alle Unternehmensbelegschaften und Institutionen beteiligten, würde diesen Schaden an einem Tag verursachen, hieß es. Allerdings hätten sich nicht alle Betriebsbelegschaften am "Abwehrstreik" beteiligt.

Nach Angaben der Wirtschaftskammer sei aber "nicht einmal in all jenen Institutionen gestreikt worden", wo das auch angekündigt gewesen sei. Die Betriebe würden die finanziellen Ausfälle, die etwa auch durch Folgekosten von Lieferanten entstünden, erst selbst berechnen und dann einmelden. Eine Bilanz werde erst am Mittwoch vorliegen, doch seien 70 Mio. Euro das Maximum. Auch sei nicht in allen Unternehmen 24 Stunden lang die Arbeit niedergelegt worden, so z.B. bei der OMV nur von 9.00 bis 12.00 Uhr, bei Magna Steyr nur von 12.00 bis 14.00 Uhr. In den steirischen Stahlwerken sind zudem - wie berichtet - nicht die Schmelzöfen abgeschalten worden, was umfangreiche Verzögerungen und Kosten durch ein deshalb bedingtes neuerliches Hochfahren abgewendet hat. Prognosen der Wirtschaftsforscher

Bereits am frühen Vormittag meldeten sich die Wirtschaftsforscher mit ihren Prognosen zu Wort. Der große Streiktag in Österreich wird nach Ansicht von Wifo-Chef Helmut Kramer einen volkswirtschaftlichen Schaden von "wenigen zig Millionen Euro", vielleicht 20 oder 30 Mio. Euro, aber "sicher unter 50 Mio. Euro" verursachen. Viel bedenklicher als diese relativ geringen unmittelbaren Folgen sei "der Stil, in dem in Österreich wirtschaftspolitisch, sozialpolitisch diskutiert wird", sagte Kramer am Dienstag im Ö1-"Morgenjournal".

Negative Signale

IHS-Chef Bernhard Felderer sieht in dem erneuten Streik vor allem negative Signale an künftige Investoren. Selbst wenn der eine Tag nicht viel kosten sollte, entstehe der Wirtschaft damit erheblicher Schaden.

Der Leiter des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hält dagegen die Außenwirkung für Investoren nicht für besonders gefährlich oder bedenklich an und erinnert an ähnliche aktuelle wirtschaftspolitische Dispute in mehreren europäischen Ländern, etwa in Frankreich. Deshalb müsse man nicht annehmen, dass Österreich jetzt relativ gesehen zurückfalle: "Wenn sich das Geschehen nicht wiederholt, wird es ohne nachhaltigen Schaden sein."

Zurückhaltender Ausblick

Mit einer Prognose der wirtschaftlichen Schäden durch den großen Streiktag hielt sich der Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS) im "Morgenjournal" zurück: "Wir müssten wissen, wie viele Leute zu spät gekommen sind oder gar nicht zur Arbeit gekommen sind. Dann kann man so etwas abschätzen. Aber ich kann das nicht." Stärkere Wirkungen gebe es jedoch bezüglich des Investitionsstandorts Österreich, wie man aus anderen Zusammenhängen von Streiks in wiederholter Folge wisse: "Sie verursachen Schäden am Ruf dieses Landes für künftige Investoren." (APA)