Genf - In der Genfer Polizei herrscht am Dienstag nach
Abschluss des G-8-Gipfels in Evian Krisenstimmung. Für heiße Köpfe
sorgt vor allem der Polizeieinsatz anlässlich der Anti-G-8-Kundgebung
vom Montagabend. Polizeidirektorin Micheline Spoerri gerät mit ihrer
Unachgiebigkeit zunehmend unter Beschuss der Medien. Einige Medien
machen die starrköpfige Haltung Spoerris dafür verantwortlich, dass
es in der Nacht auf Dienstag erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen mit
Demonstrierenden kam. Die Demonstration einiger hundert Jugendlicher
hatte zunächst friedlich begonnen.
Die rund 500 Demonstrierenden wurden danach auf der
Mont-Blanc-Brücke eingekesselt. Wer bereit war, sich durchsuchen zu
lassen, konnte passieren. Mehrere Parlamentarier forderten die
Aufhebung der Einkesselung. An den Verhandlungen mit der Polizei
beteiligte sich auch SP-Staatsrat Charles Beer.
"Weniger gewalttätig"
Schließlich löste die Polizei die Kundgebung unter Einsatz von
Wasserwerfern, Gummigeschossen und Tränengas auf. Laut einem
Polizeisprecher wurden 14 Personen überprüft. Zwei Polizisten wurden
leicht verletzt. Trotzdem war die dritte Krawallnacht in Genf
"weniger gewalttätig", wie der Sprecher betonte. Er verweigerte zwar
jeden Kommentar zur Art des Polizeieinsatzes, ließ aber durchblicken,
dass "gewisse Entscheidungen", die während der Nacht getroffen
wurden, bei der Polizei eine "größere interne Krise" ausgelöst
hätten. (APA/sda)