Washington - Der ehemalige Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, Thomas White, hat nun dem Pentagon "Realitätsverweigerung" im Irak vorgeworfen. Die Militärs würden nicht eingestehen, dass im Irak eine lange intensive Besetzung notwendig sei, sagte White laut einem Bericht der Zeitung "USA Today". Die US-Verpflichtungen im Nachkriegs-Irak seien sowohl vor dem Krieg als auch jetzt nicht öffentlich klargemacht worden.

Derzeit sind rund 150.000 US-Soldatinnen und Soldaten im Irak stationiert. Alleine vergangene Woche waren bei Unfällen oder gewaltsamen Zwischenfällen mindestens zehn von ihnen ums Leben gekommen. Die Entsendung der Dritten Infanterie-Division war erst vor Kurzem auf unbestimmte Zeit verlängert worden. Im US-Verteidigungsministerium wurde von 100.000 Soldaten gesprochen, die nach einem Irak-Krieg für Ordnung in dem arabischen Land sorgen sollen.

White war Ende April nach mehreren Auseinandersetzungen mit Verteidigungsminister Donald Rumsfeld von seinem Posten zurückgetreten. Im Februar hatte sich White auf die Seite von Armeechef General Eric Shinseki gestellt, der vor dem US-Kongress von der Notwendigkeit mehrer hunderttausender US-Soldaten für die Besatzung des Irak gesprochen hatte. Rumsfeld und Staatssekretär Paul Wolfowitz hatten diese Einschätzung damals als weit überzogen kritisiert. (APA)