Kein Wunder, dass die EU in den Augen vieler ein überdimensionierter Bazar ist, in dem um alles Mögliche gestritten und gefeilscht wird, nur nicht um gemeinsame vernünftige Interessen. Exemplarisch zeigt dies der Dauerstreit um die Besteuerung von Zinserträgen. Italien blockiert seit Monaten das von den EU-Finanzministern bereits ausgehandelte Paket, durch das Steuerhinterziehung verhindert werden soll.
Zuerst waren es Österreich, Belgien und Luxemburg, die jahrelang wegen ihres Bankgeheimnisses die neue Richtlinie verhindert haben. Dies war noch ein wenig erklärbar, da durch die Richtlinie das Bankgeheimnis betroffen ist. Rom legt allerdings sein Veto wegen einer völlig sachfremden Materie ein. Italien will erreichen, dass seine Bauern weniger Strafe für die Überschreitung ihrer Milchquoten zahlen müssen. Vorausgesetzt, die Gemeinsamkeit erschöpft sich nicht auf den Tatbestand der missbräuchlichen Verwendung öffentlicher Gelder, erhebt sich zu Recht die Frage, was ausländische Zinserträge mit Milchquoten zu tun haben.