Graz - Der unter Tatverdacht stehende Vater des zu Tode misshandelten vierjährigen Grazer Buben Daniel sei auf dem Weg zum Geständnis, erklärte der Präsident des Grazer Straflandesgericht, Friedrich Kicker. Allerdings seien seine Aussagen "noch nicht gefestigt", da der 30-Jährige viele Angaben im nächsten Moment wieder revidiere. Die vier weiteren Kinder der Familie werden laut Jugendamt in den nächsten Tagen zusammen mit ihrer Mutter noch in der Kinderklinik bleiben.

Daniel wurde vier Jahre alt. Er war behindert und litt seit seiner Geburt an einem Herzfehler. Daniels Vater ist seit Mittwoch in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, Daniel zu Tode misshandelt zu haben.

Obduktion

Es sei nun eindeutig nachgewiesen, dass der Bub an den Folgen einer "Gewalteinwirkung" gestorben sei, sagte der Präsident des Grazer Straflandesgerichtes, Friedrich Kicker, am Mittwoch im Gespräch mit dem STANDARD. Der Vater werde nun mit den Ergebnissen der gerichtsmedizinischen Untersuchungen konfrontiert. Bisher aber leugne er die Tat. Der 41 Jahre alte Mann sei derzeit arbeitslos, die Familie aber nicht einem "down milieu" hinzuzuzählen, sagte Kicker. Die Wohngegend, in der die Familie lebe, sei "nicht die schlechteste".

Grazer bestreitet

Einen Tag lang hatten die Ärzte der Kinderklinik versucht, Daniels Leben zu retten, nachdem der Bub mit schweren Kopfverletzungen eingeliefert worden war. Ein Notarztteam hatte ihn in die Klinik gebracht. Ohne Begleitung der Eltern.

Daniel starb an einer Hirnschwellung. Sofort nach Vorliegen des Obduktionsbefundes wurde ein Haftbefehl gegen den Vater erlassen. Der Grazer bestritt sofort, seinen kleinen Sohn, der mit dem Downsyndrom zur Welt gekommen war, zu Tode geprügelt zu haben. Der 41 Jahre alte Mann hatte in den ersten Einvernahmen angegeben, Daniel sei aufgrund seiner Behinderung mehrmals gestürzt und habe sich dabei verletzt.

Bisher Verdacht auf Misshandlungen

Daniel war schon einige Male zuvor in Behandlung in der Grazer Kinderklinik. Nie aber war ein Verdacht auf Misshandlungen aufgetaucht. Auch der soziale Dienst des Landeskrankenhauses und das Jugendamt hatten nie Anlass einzuschreiten. Es sei zu keiner Zeit eine Gefährdung des Kindes erkennbar gewesen, hieß es.

Ob auch die Mutter in die letztlich tödlichen Misshandlungen involviert war, muss noch geklärt werden. Zwingende Verdachtsmomente liegen derzeit - nach entsprechenden Hinweisen aus der Familie - aber auf dem Vater. Daniels drei Geschwister - sie sind ein, drei und sechs Jahre alt - blieben von Misshandlungen verschont, wie eine sofort veranlasste Untersuchung an der Grazer Kinderklinik ergeben hatte. (APA,mue, DER STANDARD Printausgabe 5.6.2003)