Aber, wie gesagt, Geld ist nicht einmal soo wichtig, weil sich hier vor allem eine Wertschätzung manifestiert, die nicht nur Astrid Lindgren für die Bücher der Wiener Schriftstellerin empfand. Eine Anerkennung dafür, dass Nöstlinger einen Humanismus, eine Skepsis gegenüber jeglicher Autorität und gleichzeitig einen Respekt vor ihrer Leserschaft gepflogen hat, der bis heute auf jede Form der Anbiederung verzichten kann. Von Anfang an hat sie ignoriert, was man in Kinder- und Jugendbüchern angeblich nicht schreiben darf.
Vielleicht hilft zur Verdeutlichung dessen, was Christine Nöstlinger seit ihrem ersten Erfolg, der Feuerroten Friederike (1970), geleistet und verkörpert hat, eine Erinnerung an Kindheitstage: Eine öffentliche Lesung von ihr hatte nichts von den üblichen Kinderanimationsnachmittagen. Alles an ihr signalisierte eine gesunde Distanz, auch den eigenen Erinnerungen (etwa in Maikäfer, flieg!, 1973) gegenüber, was ihr wiederum eine umso klarere, unprätentiösere Sprache erlaubte.
Großtaten wie Rosa Riedl Schutzgespenst oder Der Hund kommt oder die Geschichten vom Franz muss man wohl nicht mehr herbeizitieren: Christine Nöstlinger, 1936 in Wien als Tochter eines Uhrmachers geboren, hat bereits in Zeiten multimedial Erfolge gefeiert, in denen Thomas Brezina noch überlegte, wie man Knickerbockerbande schreibt. Manche ihrer Bücher wurden verfilmt, einige fürs Theater adaptiert. Der berühmte Dschi-Dschei Wischer war eine der erfolgreichsten Figuren der heimischen Radiogeschichte. Und auch als Kolumnistin hat sich Christine Nöstlinger versucht: "Aber den Lesern von täglich Alles konnte man nichts beibringen", erzählte sie einmal dem STANDARD. "Schuhkartons voll feindseligen oder obszönen Briefen hab' ich gekriegt."