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Die "Königin" der Hausfrauen, so wie wir sie kennen und lieben.

foto: archiv
New York - Die berühmte US-Hausfrau Martha Stewart ist wegen Insidergeschäften mit Aktien angeklagt worden. Vor einem New Yorker Gericht wurden der "Königin" unter den US-Hausfrauen am Mittwoch insgesamt neun Anklagepunkte vorgelesen, darunter Behinderung der Justiz und Vernichtung von Beweismitteln. Stewart, die mit einem Ratgeber für Gesellschaftsfragen, mit Fernsehsendungen und Zeitschriften zu Ruhm und Reichtum kam, wird beschuldigt, die Ermittler bei ihren Untersuchungen zum Insiderhandel belogen zuhaben.

Dabei ging es um den Verkauf von 4.000 Aktien des Pharmalabors ImClone, das zu jener Zeit von Samuel Waksal, einem Freund Stewarts, geleitet wurde. Der Angeklagten drohen bis zu fünf Jahre Haft. Ihre Anwälte kündigten an, auf unschuldig zu plädieren.

Keine Klage wegen Insiderhandel

Stewart wird vorgeworfen, von Waksal vor dem Aktienverkauf darüber informiert worden zu sein, dass die US-Behörden ImClone die Zulassung für ein Medikament verweigern würden. Der Aktienkurs stürzte daraufhin ab. Nach Angaben aus Justizkreisen musste eine ursprünglich erwogene schwerer wiegende Anklage wegen Insiderhandels mangels Beweisen verworfen werden. Stewart gilt in den USA als höchste Autorität in Gesellschaftsfragen, seit sie 1982 unter dem Titel "Entertaining" ihren Ratgeber für Gastgeberinnen veröffentlichte.

Stewart hatte am 27. Dezember 2001 knapp 4.000 Aktien der Biotechnologiefirma ImClone verkauft, die damals von Waksal geleitet wurde. Stewart verkaufte ihre ImClone-Aktien einen Tag bevor die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA eine Zulassung des ImClone-Krebsmedikaments Erbitux abgelehnt hatte. Die FDA-Mitteilung führte zu einem starken ImClone-Kurseinbruch.

Dementi

Stewart hatte dementiert, dass sie im Voraus Informationen erhalten hatte. Stattdessen erklärte sie, der Verkauf sei erfolgt, weil sie mit ihrem Makler bei Merrill Lynch eine Vereinbarung hatte, die ImClone-Aktien zu verkaufen, sobald sie unter 60 Dollar (51,3 Euro) absinken sollten.

Waksal, der selbst versucht hatte, ImClone-Aktien zu verkaufen, hat sich inzwischen im Zuge des Insiderhandels-Skandals des Wertpapier- und Bankbetrugs, der Verschwörung zur Justizbehinderung und des Meineids schuldig bekannt. Waksal-Familienmitglieder hatten am gleichen Tag ImClone-Aktien verkauft. Stewart holte beim Verkauf ihrer ImClone-Aktien rund 230.000 Dollar heraus. Der Wertverlust ihrer Aktien bei der eigenen Firma Martha Stewart Living Omnimedia (MSO) im Gefolge ihrer Justizprobleme liegt aber bei fast 1 Mrd. Dollar.

Medienimperium

Stewart hatte sich mit ihrer Firma über Jahre ein mittelgroßes Medienimperium mit mehreren Magazinen sowie Haus- und Garten-TV-Shows aufgebaut. Das Unternehmen bietet auch über den Discounter Kmart, andere Einzelhändler sowie das Internet Bettwäsche, Handtücher, Farben, Möbel und andere Produkte an, die alle unter ihrem Namen angeboten werden. Stewart (61) gibt in ihren Magazinen, TV- und Radio-Shows sowie in ihren von vielen US-Zeitungen verbreiteten Artikeln Ratschläge für die Ausstattung von Wohnungen, Häusern und Gärten sowie Tips für die Ausrichtung von Hochzeiten und junge Mütter.

Der Gesamtwert ihrer Omnimedia-Aktien betrug beim Börsengang im Oktober 1999 rund 1,2 Mrd. Dollar. Der Kurs ist inzwischen wegen der Insider-Handelsanschuldigungen drastisch gefallen. Der Wert ihrer MSO-Aktien liegt momentan nur noch bei etwa 288 Mio. Dollar.

Stewart war und ist Verwaltungsratsvorsitzende und Unternehmenschefin ihrer Firma. Die Wall Street rätselt aber, wie es bei der Martha Stewart Living Omnimedia jetzt weiter gehen soll, da die Publikationen sowie die Fernseh- und Radio-Shows ganz auf Martha Stewart ausgerichtet sind. Das Anzeigengeschäft ihrer Magazine wie "Martha Stewart Living" hat bereits stark gelitten. Die Aktien ihrer Firma sind am Mittwoch um 1,47 Prozent auf 9,66 Dollar gestiegen. Sie hatten beim Börsengang mit 35,06 Dollar notiert. (APA/dpa)