Wien - Frauen und auch Männer sehen ein Missverhältnis zwischen dem Einsatz ("Commitment") von Frauen in der katholischen Kirche und ihrem Zugang zur innerkirchlichen Gestaltungsmacht - sie erleben diesen Zustand als eine Ungerechtigkeit, wie es in einer Studie des Theologen Paul M. Zulehner heißt, die am Dienstag in Wien präsentiert worden ist. So finden etwa 64 Prozent der Frauen, es brauche mehr Frauen in der Kirchenleitung. Für die Studie "Wie Österreichs Frauen leben und glauben" analysierte Zulehner im Auftrag der Frauenzeitschrift "Welt der Frau" über den Zeitraum von 1970 bis 2010 in Österreich und Deutschland erhobenes, frauenspezifisches Datenmaterial.

Vier Frauen-Kategorien der Studie

Zulehner unterscheidet in der Studie vier Frauentypen: Die "traditionellen Frauen" definieren sich demnach mehrheitlich als Familienfrau und Mutter, Berufstätigkeit sei damit nicht vereinbar - 2010 verstanden sich zwölf Prozent der Frauen als traditionell. Die "modernen Frauen" (36 Prozent) hingegen verbinden Beruf und Familie. Rund ein Viertel der Frauen verhält sich pragmatisch, etwa ein Drittel ist unbestimmt bzw. suchend.

Kirchgängerinnen und Hintergrundarbeiterinnen

Mit 77 Prozent gibt es laut Studie unter den Frauen in Österreich mehr Mitglieder der katholischen Kirche als unter den Männern. Mehr als doppelt so viele Frauen als Männer gehen regelmäßig zum Sonntagsgottesdienst, sie machen etwa auch mehr als Männer in Gebetsgruppen mit und stellen zunehmend Pfarrgemeinderätinnen. Die Tätigkeiten der Frauen in den kirchlichen Gremien folgen aber zu einem größeren Teil traditionellen Frauenbildern. Frauen machen demnach das Soziale und die Hintergrund- und "Schattenarbeit", Männer kümmern sich um das Finanzielle und um Baufragen.

Ungerechtigkeiten benannt

Zufrieden zeigen die Frauen damit nicht: "Die Kirche wird den Frauen nicht gerecht", finden 39 Prozent der Frauen und 37 Prozent der Männer. Doppelt so viele Frauen (31 Prozent) als Männer (16 Prozent) stört der Umgang der Kirche mit den Frauen. 50 Prozent der Männer und 64 Prozent aller Frauen (79 Prozent der "modernen Frauen") unterstützen die Aussage "Es braucht mehr Frauen in der Kirchenleitung".

72 Prozent der Gruppe "moderne Frauen" sehen noch kein gleichberechtigtes Miteinander von Frauen und Männern in der katholischen Kirche. Auch zwei Drittel der "traditionellen Frauen" teilen diese Einschätzung. Ein Schritt, um mangelnde Gleichberechtigung zu mildern, könnte die Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern sein - das würde die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche mehren, meinen 58 Prozent der Männer und 67 Prozent aller Frauen (71 Prozent der "modernen Frauen").

"Endlich ernsthaft angehen"

"Wenn die Kirche weiterhin mehr 'über' die Frauen spricht, statt 'mit' ihnen, wird sie moderne Frauen zusehends verlieren. Wir brauchen pastorale Angebote, die für deren Lebenssituationen passen, und müssen die drängenden Fragen nach Gleichstellung der Frauen in der Kirche endlich ernsthaft angehen", so Margit Hauft, Vorsitzende der "Katholischen Frauenbewegung Österreichs".

Begleitend zur Studie wurde vom "Welt der Frau"-Verlag das Buch "Typisch Frau?" herausgegeben. (APA)