Die Dienstags-Ausgabe der "Kronen Zeitung" berichtet über eine vermeintlich neue Eskalationsstufe im "Hacker-Krieg"

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Für eine Mischung aus Verblüffung und Belustigung sorgt derzeit ein aktueller Artikel der Kronen Zeitung - und die prompte Übernahme der Kernaussage durch die FPÖ-Gewerkschaft AUF. So berichtet das auflagenstarke Kleinformat in ihrer Dienstags-Ausgabe von einer vermeintlichen Verschärfung im so titulierten "Hacker-Krieg" durch AnonAustria.

Anlass

Demnach sollen seit Montag jene 26.000 Datensätze, die der österreichische Ableger des losen Hacker-Zusammenhangs Anonymous im September über österreichische Polizisten veröffentlicht hat, auch mittels Google Maps verfügbar sein, und so die Betroffenen zu einem leichten Ziel machen. Eine "neue Entwicklung", die prompt auch den AUF-Bundesvorsitzenden - und freiheitlichen Nationalratsabgeordneten - Werner Herbert zu einer OTS-Aussendung veranlassten.

Verblüffung

Das Problem dabei: Die erwähnte Online-Karte gibt es zwar tatsächlich, sie ist allerdings keineswegs neu sondern bereits seit September online, die "nächste Runde im Hacker-Krieg" also schlicht nonexistent. Entsprechend verblüfft reagiert man bei AnonAustria auf den Bericht, spricht von einer offensichtlichen "Schmutzkübelkampagne".

Formulierung

Besonderes Amüsement löst eine Formulierung aus, die gewisse fachliche Defizite beim Autor vermuten lässt: "Die Hacker müssen an der geografischen Bearbeitung wochenlang gesessen sein", heißt es im Krone-Artikel in offensichtlicher Ermangelung der Kenntnis über die Möglichkeiten automatisierter Datenverarbeitung. In der Realität habe die Aufarbeitung ca. 10 Minuten gedauert, heißt es hingegen von Seiten der Hacker. 

Ernsthafte Beschäftigung

Deutlich sachlicher widmen sich andere dem Thema: Die aktuellen polizeilichen Ermittlungen im vermeintlichen Umfeld von AnonAustria - bei dem diverse Personen aufgrund ihrer simplen Anwesenheit in einschlägigen IRC-Channels vorgeladen wurden - stehen am Dienstag Abend im Zentrum eines Vortrags im Rahmen der q/Talks des Wiener Vereins q/uintessenz. Die Veranstaltung steht unter dem Titel "Bürger unter Generalverdacht und stundenlange Einvernahme von Chattern", Beginn ist 20:00 im Raum D des Museumsquartiers. (red, derStandard.at, 29.11.11)