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Wegen des Wasserstandes der Donau könnten Frachtschiffe derzeit nur mit 25 Prozent des normalen Volumens beladen werden.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

 Der extrem niederschlagsarme November könnte ein Vorbote eines generellen Trends sein: Wie der Meteorologe Josef Eitzinger von der Boku-Wien sagte, ist aufgrund des Klimawandels künftig vermehrt mit längeren Trockenperioden und Hitzewellen zu rechnen. Die Auswirkungen der derzeitigen Trockenheit sind aber vergleichsweise gering - im Sommer hätte das Wetterphänomen Eitzinger zufolge viel schlimmere Folgen.

Die Trockenheit führt in der kalten Jahreszeit im Wesentlichen lediglich zu niedrigeren Pegelständen in den Gewässern. Für die Wintertouristik ist das niederschlagsarme Wetter aber natürlich katastrophal - besonders, wenn die Trockenheit mit Plusgraden einhergeht und künstliches Beschneien dadurch nicht möglich ist. Die Touristiker müssen sich aber wohl auch daran gewöhnen: Eitzinger zufolge prognostizieren die Klimamodelle Szenarien, in denen die Schneedecke abnimmt.

Lage in den Bundesländern

Dass der November mit Niederschlägen "derart ausgelassen" habe, sei "schon markant", teilte der Hydrographische Dienst Niederösterreich am Dienstag auf Anfrage mit. Sollte es noch etwa zwei Wochen trocken bleiben, seien an einzelnen Pegeln von Flüssen im Bundesland neue Rekorde an Niederwasser möglich - vor allem im Süden. Derzeit spreche man überwiegend von mittlerem Niederwasser. Wegen des Wasserstandes der Donau könnten Frachtschiffe derzeit nur mit 25 Prozent des normalen Volumens beladen werden, sagte Bettina Pepek von der via donau. Gütertransporte würden daher auch auf dem Straßen- oder Schienenweg abgewickelt. Für den Ackerbau in Niederösterreich sieht Ferdinand Lembacher von der NÖ Landwirtschaftskammer trotz der anhaltenden Trockenheit keine dramatischen Probleme.

In Oberösterreich könnte die Trockenheit über den Winter hinweg Auswirkungen haben. Der Grundwasserstand war seit Jahresbeginn tendenziell fallend und ist bereits bei einem sehr niedrigen Niveau angelangt. Weil Niederschlag im Winter meist in Form von Schnee fällt und daher nicht sofort bodenverfügbar ist, könnte sich in manchen Gebieten, wie etwa dem Mühlviertel, die Lage für Brunnenbesitzer weiter zuspitzen.

"Noch keine grauen Haare" bekommt Gunther Suette vom Hydrographie-Referat des Landes Steiermark, wenn er sich die Wasserstände nach der vergleichsweise langen Zeit ohne Niederschlag ansieht. Es sei zwar für die Jahreszeit ungewöhnlich, aber es habe in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrfach kritische Situationen gegeben.

Auch im Bundesland Salzburg ist die Lage "derzeit nicht dramatisch", sagte Hans Wiesenegger, Leiter des hydrographischen Dienstes. Das Flusssystem reagiere nicht eins zu eins auf die ungewöhnlich langanhaltende Trockenheit. Die Flüsse führten zwar Niederwasser, "sie haben aber noch genug Durchfluss".

Der Grundwasserspiegel ist in Kärnten noch im normalen Bereich, die Flüsse führen zwar etwas Niedrigwasser, doch auch hier ist die Lage für die Jahreszeit nicht ungewöhnlich. "Die Situation ist nicht besorgniserregend, von extremem Niederwasser sind wir noch weit entfernt", erklärte Johannes Moser vom hydrographischen Dienst des Landes Kärnten

Die außergewöhnlich lange Trockenperiode zeigte auch in Vorarlberg noch keine dramatischen Auswirkungen. "Wir haben Glück, dass die niederschlagslose Zeit in einen kalten Monat fällt", erklärte am Dienstag Thomas Blank, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft im Amt der Vorarlberger Landesregierung. Im "Ländle" wurde seit Beginn der entsprechenden Aufzeichnungen im Jahr 1881 noch kein November-Monat registriert, in dem es wie heuer überhaupt keinen Niederschlag gab.

Der Bundeshauptstadt Wien macht die anhaltende Trockenheit bisher offenbar nicht zu schaffen. Den Pegelstand der Donau könne man dank Kraftwerk und Schleusen gut regulieren, hieß es aus dem Büro von Umweltstadträtin Ulli Sima. Andere Gewässer wie etwa die Liesing würden stets derart viel Wasser führen, dass eine Austrocknung so gut wie unmöglich sei. Auch in Sachen Grundwasserstand seien bisher keinerlei Probleme gemeldet worden, wurde versichert.

Auch in Deutschland Niederwasser

Wegen des häufigen Niedrigwassers auf der Donau müssen in Deutschland jedes Jahr rund 80.000 Kubikmeter Kies aus der Fahrrinne der Bundeswasserstraße zwischen Straubing und Vilshofen gebaggert werden. Derzeit fänden wieder Baggerarbeiten statt, teilte das Wasser- und Schifffahrtsamt am Dienstag in Straubing mit. An dem nicht ausgebauten Donaustück wurde im November wegen der wochenlangen Trockenheit ein Rekordniedrigwasser für die Jahreszeit registriert.

Die niedrigen Pegelstände führen auch immer wieder zu Schiffsunfällen. Das Unfallrisiko an dem knapp 70 Kilometer langen Flussabschnitt ist laut Schifffahrtsamt mehr als doppelt so hoch wie am Rhein oder mit Staustufen ausgebauten Donauabschnitten. (APA)