FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl will im Standard-Interview nichts von Kontakten von FPÖ-Mitgliedern und Funktionären zur Neonaziszene wissen. Fotos, die solche Kontakte belegen, kenne er nicht - obwohl sie bereits im Standard veröffentlicht wurden.
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Standard: Eine Aussteigerin aus der deutschen Neonaziszene warf der FPÖ im Standard-Interview vor, dass sie nicht nur Kontakte zur Neonaziszene habe, sondern sogar ein wichtiges Bindeglied im Gesamtnetzwerk sei. Was sagen Sie dazu?
Kickl: Das ist absoluter Unfug. Ich weiß gar nicht, wie viele Distanzierungen es von uns, und zwar vom Bundesparteiobmann abwärts, schon gegeben hat. Wir wollen mit diesem extremistischen braunen Rand nichts zu tun haben. Das muss einmal zur Kenntnis genommen werden.
Standard: Es gibt eben immer wieder Anlässe, zu denen Sie dann Stellung nehmen müssen.
Kickl: Aber bitte, mehr als in den eigenen Reihen für Ordnung sorgen, kann man auch nicht machen.
Standard: Was meinen sie mit Ordnung schaffen?
Kickl: Wenn jemand auch nur dort anstreift, hat er bei uns nichts mehr zu suchen. Das haben wir in der Vergangenheit oft genug bewiesen.
Standard: Sie meinen den Ex-FPÖ-Abgeordneten Werner Königshofer?
Kickl: Ist der ausgeschlossen worden oder nicht?
Standard: Und wenn sie sagen „oft genug", wen meinen Sie da noch?
Kickl: Niemanden. Aber wir haben uns oft genug distanziert. Aber bitte: Nicht jeder, der rechte Politik macht, macht rechtsextreme Politik. Das steht bei uns allen auf demokratischen Grundsätzen.
Standard: Warum gibt es dann immer nur bei Ihrer Partei diese Vorwürfe?
Kickl: Immer wenn unsere Umfragewerte zu hoch sind, wird die Faschismuskeule gegen uns ausgepackt.
Standard: Ein Infostand der Zeitung Ihres Europaabgeordneten Andreas Mölzer, "Zur Zeit", war auf dem rechtsradikalen „Fest der Völker" in Pößneck angemeldet, das von André K., einem guten Freund der drei Terroristen der NSU, veranstaltet wurde.
Kickl: Die "Zur Zeit" ist keine Zeitung der FPÖ. Das ist Sache von Andreas Mölzer. Wir haben keine Kontakte zu Rechtsextremen.
Standard: Auch der bekennende Nationalsozialist Gottfried Küssel war über die Jahre Gast am Fest der Völker. Was sagen sie zu Kontakten von FPÖ-Funktionären zu Küssel? Ist Küssel für Sie ein Rechtsextremer?
Kickl: Ja, Küssel ist schon ein Rechtsextremer. Aber wir haben mit diesem Mann nichts zu tun.
Standard: Es gibt Fotos von anderen rechten Treffen in Österreich, wo man auch Abgeordnete der FPÖ mit Küssel freundschaftlich zusammenstehen
sieht.
Kickl: Ich kenne diese Fotos nicht und kann mir das nicht vorstellen.
Standard: Wir haben sie vor Monaten veröffentlicht. Ihr Nationalratsabgeordneter Elmar Podgorschek ist darauf zu sehen und der 2010 in den Ruhestand getretene Nationalratsabgeordnete Lutz Weinzinger.
Kickl: Ich weiß darüber nichts.
Standard: Was sagen Sie dazu, dass ein rechtsextremer Sänger 1999 ein Solidaritätskonzert für die damals schon untergetauchten NSU-Terroristen spielte und kurz darauf in der Olympia, der Burschenschaft vom FP-Nationalratspräsidenten Martin Graf, auftrat?
Kickl: Auch darüber weiß ich nichts und wir sind keine Vorfeldorganisation der Olympia. Ich bin da nicht dabei, ich bin bei gar keiner Burschenschaft.
Standard: Da sind sie aber einer der letzten in der FPÖ.
Kickl: Das stimmt doch nicht. Wenn ich jetzt schaue, wer hier bei mir sitzt, der Harald Vilimsky zum Beispiel, oder der Norbert Hofer, die zwei sind auch keine Burschenschafter.
Standard: Werden Sie die Frau klagen, die sagte, die FPÖ sei ein wichtiges Bindeglied im Gesamtnetzwerk der Neonazis?
Kickl: Das weiß ich nicht. Ich werde versuchen, mir einen Überblick zu schaffen.
Standard: Sie sorgten vor einigen Tagen für Aufregung im Parlament, weil Sie kritisierten, dass Pensionisten in Österreich trotz ihrer „Aufbauleistung" nach dem Krieg zu wenig kriegen würden, obwohl sie „nicht davon gelaufen sind so wie andere", die man nun „verhätscheln" würde. Wen meinten sie da?
Kickl: Ich habe mir gleich anhören müssen, ich hätte Juden gemeint, dabei hab ich Wirtschaftsflüchtlinge zum Beispiel aus dem Kosovo gemeint. Die Familie Zogaj ist da ein Paradefall.
Standard: Wenn man das Protokoll ihrer Rede liest, weist da nichts auf den Kosovo hin. Sie reden vom Zweiten Weltkrieg und von Österreich.
Kickl: Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nicht im Traum auf diese Idee kommen würde. (cms, DER STANDARD, 29.11.2011)