Berlin/Washington - Nach der Entscheidung Pakistans, nicht an der internationalen Afghanistan-Konferenz in Bonn teilzunehmen, bemüht sich Afghanistans Präsident Hamid Karzai, Islamabad umzustimmen. "Ich habe mit Yusuf Raza Gilani telefoniert und ihm gesagt, dass die Vorfälle an der Grenze kein Grund für Pakistan sein sollten, nicht an der Konferenz teilzunehmen", sagte Karzai "Spiegel Online" am Dienstag in Kabul.

Karzai fungiert bei der Konferenz am kommenden Montag offiziell als Gastgeber. "Ich hoffe, sie überdenken ihre Entscheidung und kommen am Ende doch zu der Konferenz", sagte der Präsident nach seinem Gespräch mit dem pakistanischen Premier. Er habe das Gefühl, die Sache sei noch nicht endgültig entschieden. Die Konferenz will sich ausdrücklich auch mit dem Nachbarland Afghanistan beschäftigen. "Wir wären glücklicher, wenn sie am Ende doch kommen würden", ergänzte Karzai.

Die USA bestehen auf Pakistans Teilnahme an der Afghanistan-Konferenz. "Pakistan wird eine wichtige Rolle in der Zukunft Afghanistans spielen und wir drängen das Land, sich an der Konferenz zu beteiligen", sagte US-Regierungssprecher Jay Carney am Dienstag in Washington.

Pakistan will aus Protest gegen den NATO-Angriff auf zwei seiner Militärposten am Samstag nicht nach Bonn kommen. Nach Angaben aus Islamabad waren bei der Attacke 24 Soldaten getötet worden. Der Angriff führte zu einem neuen Tiefpunkt in den ohnehin angespannten Beziehungen Pakistans zu den USA.

Das US-Zentralkommando CENTCOM kündigte an, die Militäraktion gegen die Grenzposten unter Leitung eines US-Generals und in Zusammenarbeit mit den zuständigen NATO-Stellen aufzuarbeiten.

In Bonn werden mehr als 100 Staaten und Organisationen beraten, wie Afghanistan nach dem Abzug der internationalen Truppen Ende 2014 weiter unterstützt werden kann. Besonders für den sogenannten Versöhnungsprozess mit den Taliban, deren Führung in Pakistan sitzt, wird die Rolle des Landes von Diplomaten als entscheidend für ein Gelingen der Konferenz angesehen. (APA/Reuters)