Erik van Lieshouts Installation "Erik makes happy" in der Bawag Foundation ist die perfekte Kulisse für seinen Film "Commission".

Foto: Lisa Rastl / BAWAG Contemporary

Wien - Ist jemandem vergangenen Samstag auf Wiens Einkaufstraßen etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Vorweihnachts-Business as usual? Stimmt. Vom sogenannten "Kauf nix"-Tag, dem seit 1992 in Nordamerika und Europa begangenen konsumkritischen Tag, war nichts zu bemerken. Auch Erik van Lieshout (geb. 1968), dem die Bawag Foundation derzeit ein Solo widmet, erinnert sich nur dunkel daran, dass es in den Niederlanden den "Koop Niets Dag" gibt. Aber dass man es mit Aufforderungen, dem Konsum einmal die kalte Schulter zu zeigen, nicht so einfach hat, erfuhr der Niederländer bereits im Vorjahr bei seinem Projekt The Shop.

In einem in den 1960er-Jahren errichteten Einkaufszentrum im heruntergekommenen, politisch vernachlässigten Süden Rotterdams - einer gescheiterten städtebaulichen Utopie an der Peripherie - richtete van Lieshout temporär einen Laden ein. 14 Jahre lang hatte er in der Gegend gelebt und den Arbeiterbezirk in seinen Filmen (Respect, 2003; Awakening , 2005) zum Thema gemacht.

Der Laden, der mit ebenso aggressiven Slogans wie denen seiner Ladennachbarn Kunden umwarb, sollte ihm nur als Vehikel dienen, um mit den Menschen, Ladenbesitzern wie Konsumenten, ins Gespräch zu kommen: über das Miteinander, die Politik oder den Konsum. Neben "Gnadenlos günstig" oder "Wir hassen teuer" konnte man dort eben auch lesen: "Erik macht glücklich" oder "Echter Luxus ist nichts kaufen". Letzteres ist ein Zitat von Rem Koolhaas, mit dem der Architekt den luxuriösen Showroom seines New Yorker Prada-Geschäfts, einer Zone, in der tatsächlich nur geschaut werden kann, beschrieb.

Im Einkaufszentrum Zuidplein empfanden die Menschen mit den ohnehin leeren Börsen diesen Tipp als zynisch. Generell reagierte man sehr ablehnend auf van Lieshout und den Laden, der mit unnützem Müll - etwa kaputten Glühbirnen - ausstaffiert war.

Manch einer kam trotzdem zum Kaffeetrinken und Plaudern vorbei. Dass man sein Projekt nicht verstand, stört van Lieshout nicht. Zumindest sagt er das. Sein vor Ort gedrehter Film Commission, eine wild montierte Laufbildcollage, die Zentrum der Wiener Installation ist, zeigt ja doch die neuralgischen Punkte auf. Man könnte sie als Studienmaterial für die dort wie auch anderswo versagende Sozialpolitik nutzen. Solange sich die Politik solche künstlerischen Projekte noch leisten will. Geleistet hat sich die auch auf der Basler Art Unlimited präsentierte Arbeit ausgerechnet eine Bank. Die Rabobank/Bouwfonds wollte aber, dass der Künstler auf den Slogan "Echter Luxus ist nichts kaufen" verzichtet. Aber da gilt bei Erik van Lieshout: No Deal! (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2011)