Minsk - Einen Tag nach dem Todesurteil für zwei Weißrussen hat die Mutter von einem der beiden 25-jährigen Männer ein Gnadengesuch für ihren Sohn eingereicht. Sie habe um Gnade für ihren Sohn Wladislaw und ein Treffen mit Präsident Alexander Lukaschenko gebeten, sagte Menschenrechtsaktivist Pawel Lewinow, der die Mutter begleitete, am Donnerstag in Minsk. Zudem wolle die Frau das Oberste Gericht darum bitten, ihr einen Besuch bei ihrem Sohn im Gefängnis zu gestatten.

Der Oberste Gerichtshof hatte Dmitri Konowalow und Wladislaw Kowalew am Mittwoch zum Tod verurteilt. Sie müssen sich für einen Anschlag auf die Minsker U-Bahn-Station Oktjabrskaja am 11. April verantworten. Damals wurden 15 Menschen getötet und mehr als 160 verletzt. Der Bahnhof liegt in der Nähe des Büros und der Residenz Lukaschenkos. Das Attentat war der schwerste Anschlag in Weißrussland seit der Unabhängigkeit des Landes von der Sowjetunion im Jahr 1991. Dem Schuldspruch zufolge wurde Konowalow wegen Terrorismus und Kowalew wegen Mitwisserschaftschaft verurteilt.

Der Europarat rief Weißrussland dazu auf, das Urteil nicht zu vollstrecken. Generalsekretär Thorbjörn Jagland sagte, auf eine "barbarische Tat" dürfe nicht eine ebenso barbarische Strafe folgen.

Die Verteidigung und Menschenrechtler hatten Freispruch aus Mangel an Beweisen gefordert. Die Ex-Sowjetrepublik Weißrussland ist das letzte Land in Europa, das Todesurteile vollstreckt - meist per Genickschuss.

Fast 50.000 Menschen unterzeichneten bis Donnerstag eine Internetpetition zur Abschaffung der Todesstrafe in Weißrussland, die zunächst auf thepetitionsite.com und später auf verschiedenen Webseiten der weißrussischen Opposition veröffentlicht worden war. Es sei das erste Mal, dass die Menschen "wirklich über die Todesstrafe in Weißrussland nachgedacht haben", sagte ein Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Wiasna. (APA)