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Michel Taubman, offizieller Strauss-Kahn-Biograf, mit seinem neuen Buch über die Affäre DSK. Auch er ist der Meinung, dass der Ex-IWF-Chef in New York in eine Falle getappt ist. 

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Die Illustrierte Paris-Match veröffentlichte am Donnerstag Auszüge aus einem neuen Buch des angestammten DSK-Biografen Michel Taubmann mit dem klingenden Titel DSK-Affären, Gegen-Recherche. Darin äußert sich Dominique Strauss-Kahn erstmals zum ominösen Treffen mit der Hotelangestellten Nafissatou Diallo im New Yorker Luxushotel Sofitel. "Sie schaut ihm direkt in die Augen, dann schaut sie ostentativ auf sein Geschlecht", leitet Taubmann ein.

Die Schilderung soll offenbar andeuten, dass die Hotelangestellte den Ex-Währungsfondschef zum Sex provoziert, vielleicht gar in eine Falle gelockt habe. Auf jeden Fall sah der aus der Dusche tretende Franzose darin einen "Vorschlag" für schnellen Sex, wie Taubmann folgert. Strauss-Kahn nennt es in dem Buch selbst eine "einvernehmliche, aber dumme Beziehung". Taubmann spricht von Oralsex, stellt aber jeden Zwang in Abrede: "Die von Nafissatou Diallo erzählte Szene ist unwahrscheinlich, sie hat nicht stattgefunden."

DSK verabscheue Zuhälterei

Zu jüngsten Enthüllungen über seine angebliche Beteiligung an einem Zuhälterring meint Strauss-Kahn, er habe "nie einen Centime" für Callgirls ausgegeben, er verabscheue Zuhälterei. Er habe zwar ein "freies Sexleben" geführt, aber: "Ich habe beschlossen, mit all dem aufzuhören."

Taubmann wirft Diallo nicht nur Lug und Trug vor, sondern auch, dass sie im Sofitel über "Komplizen" verfügt habe. Den französischen Präsidenten und DSK-Rivalen Nicolas Sarkozy greift er nicht namentlich an. Aber er erneuert in seinem Buch mit den gleichen Argumenten die Komplottthese, die US-Journalist Edward Jay Epstein bereits vor wenigen Tagen aufgestellt hatte.

"Konzertierte Strategie"

Das Pariser Magazin le point sieht dahinter eine konzertierte Medienstrategie, da Taubmann und Epstein Freunde seien. Diallos Anwälte lassen ihrerseits verlauten, ihre Klientin werde in Bälde an ihrer Schulter operiert, die "während des Zwischenfalls mit Dominique Strauss-Kahn verletzt" worden sei. Die Komplotttheorie bezeichnen sie als "totales Delirium". Gegen das von Epstein kolportierte Video, das die Verwicklung von zwei Sofitel-Sicherheitsleuten belegen soll, kontert Diallos Anwaltsbüro mit dem Verweis auf ein anderes Sofitel-Video. Strauss-Kahn soll darauf die Hotellobby in der Nacht vor dem Schicksalstag 20 Sekunden vor einer blonden Frau betreten haben, um danach mit ihr den Lift zu nehmen. Zwei Stunden später, gegen vier Uhr morgens, habe die Frau, deren Identität unbekannt ist, das Hotel allein verlassen.

Neu ist all das nicht. Es dürfte aber auch kein Zufall sein, dass es von den Anwälten beider Seiten zeitgleich öffentlich aufgewärmt wird. Beobachter meinen, die Pariser Callgirl-Affäre habe DSK politisch und gesellschaftlich endgültig unmöglich gemacht. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2011)