Frage: Was bringt die konzertierte Aktion der Zentralbanken?

Antwort: Sie erleichtert den Geschäftsbanken den Zugang zur Finanzierung in fremden Währungen. Konkret wird es günstiger, Dollars zu bekommen, denn der Aufschlag für die Nutzung der Swap-Linie der US-Notenbank fällt von 100 auf 50 Basispunkte. Zweitens wird das Programm verlängert und soll bis Februar 2013 laufen. Damit soll dem Markt signalisiert werden, dass die Banken bis dahin keine Liquiditätsengpässe haben werden. Und drittens hat die Europäische Zentralbank die Abschläge gesenkt, die sie von Banken einbehält. Die Institute erhalten daher für dieselben Sicherheiten mehr Dollars.

Frage: Wie radikal sind die Maßnahmen denn? Werden Sie die aktuelle Krise lösen können?

Antwort: Neu sind die Swaplinien zwischen den Zentralbanken nicht. Sie bestehen seit 2007. In der Krise wurden die Linien auch massiv genutzt, Geschäftsbanken liehen sich zeitweise mehrere hundert Milliarden Dollar. Aktuell sind es weniger als drei Milliarden, die über die Dollar-Swaps bezogen werden. Ökonomen warnen daher vor einer Überschätzung der Aktion: "Die Maßnahme ändert keines der fundamentalen Probleme in Europa", sagt Azad Zangana, Europaökonom beim britischen Vermögensverwalter Schroders.

Frage: Warum haben die Zentralbanken ausgerechnet jetzt diese Aktion gesetzt?

Antwort: Das ist nicht ganz klar. Die Geldmärkte in der Eurozone sind sehr angespannt. Erstmals seit Juni 2010 horten die Geldhäuser wieder mehr als 300 Milliarden Euro bei der EZB anstatt das Geld anderen Instituten zu leihen. Im Kern hofft die EZB, dass sie das Misstrauen zwischen den Banken beseitigen kann. Für viele Marktbeobachter soll die Maßnahme einfach die Stimmung an den Märkten wieder etwas aufhellen. Die konzertierte Aktion soll zeigen, dass die Zentralbanken geschlossen sind und das Problem erkannt haben. Doch manche Analysten verweisen auch auf die Herabstufung von europäischen und US-Banken durch die Ratingagentur Standard & Poor's.

Frage: Wie hängen die Downgrades mit dem Finanzierungsengpass zusammen?

Antwort: Wenn Banken von Ratingagenturen heruntergestuft werden, müssen sie für zahlreiche Geschäfte mehr Sicherheiten bereitstellen, um die gesunkene Bonität zu kompensieren. Laut Angaben bei Regulatoren geht es dabei um signifikante Milliardenbeträge. So geht etwa die Bank of America, die um eine Stufe gesenkt wurde, davon aus, dass sie für eine Herabstufung fünf Milliarden Dollar mehr Sicherheiten braucht, um sich zu finanzieren. Die Sicherheiten gelten mittlerweile als sehr knapp, daher könnten die Zentralbanken vorbeugend die Märkte mit einem zusätzlichen Puffer versorgt haben.

Frage: Ist eine abgestimmte Bereitstellung von Liquidität nicht gefährlich, weil etwa Inflation die Folge sein könnte?

Antwort: Die Inflationsgefahr aus der konzertierten Aktion ist kaum gegeben. Das Bankensystem gibt derzeit die lockere Geldpolitik nicht weiter, weil sie Finanzmittel horten. Zugleich können die Zentralbanken die Aktionen auch rasch wieder zurücknehmen, wenn sich die Situation entspannt.

Frage: Werden die Zentralbanken weitere Maßnahmen setzen?

Antwort: Das wird erwartet. Die EZB wird nächste Woche nach Einschätzung von Ökonomen den Leitzins senken. Am Mittwoch lockerten die Zentralbanken in China und Brasilien die Geldpolitik. (Lukas Sustala, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2.12.2011)