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Fatou Bensouda.

Foto: Reuters

Aus der Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshof (ICC) wurde ein dezentes Aufatmen kolportiert, als bekannt wurde, wer in die Fußstapfen von Luis Moreno Ocampo als Chefankläger treten soll. Fatou Bensouda ist seit langem seine Nummer zwei - im Sommer 2012 soll sie auf den Topposten aufrücken. Mit dem Wechsel werde sich jedenfalls das Arbeitsklima verbessern, hieß es aus Den Haag. Im Gegensatz zu dem impulsiven Moreno Ocampo mit Starallüren gilt die 50-Jährige aus Gambia als freundlich, zurückhaltend, ruhig.

Ob sie das auch zu einer guten Chefanklägerin macht, wird sich erst weisen. Selbst bei ICC, wo sie seit 2004 arbeitet, weiß man nicht so recht, was man von ihr erwarten kann. Neben Moreno Ocampo bestehe schließlich nur, wer ihm nicht gefährlich werden könne, sagt einer. Viele sollen deshalb gegangen sein, darunter auch der heutige Chefankläger des Jugoslawien-Tribunals, Serge Brammertz. "Bensouda hat es verstanden, Moreno Ocampo die große Show machen zu lassen und sich selbst zurückgehalten." Ein eigenes Profil? Bisher Fehlanzeige.

Das ist Bensouda in ihrer bisherigen Karriere besser gelungen. Nach ihrem Jusstudium, in dem sie unter anderem einen Schwerpunkt auf Seerecht legte, trat sie in den Justizdienst ihres Landes ein und arbeitete sich dort bis zur Generalstaatsanwältin nach oben. 1998 wurde sie zur Justizministerin ernannt, zwei Jahre später dieses Postens aber wieder enthoben. Die Gründe seien unklar, berichteten Medien damals. Sie wurde Rechtsanwältin, leitete eine Bank in Gambia und wechselte im Mai 2002 als Rechtsberaterin zum Ruanda-Tribunal nach Tansania. Bensouda soll sich für einen besseren rechtlichen Schutz für Frauen engagiert haben und immer wieder sexuellen Missbrauch in Konflikten angeprangert haben.

"Wir brauchen Professionalität" , formuliert ein Diplomat die Erwartungen der Staaten an die neue Chefanklägerin. Und: "Es wäre gut, wenn Ruhe und Normalität in den Gerichtshof einkehren." Ihre Herkunft ist bei ihrer Bewerbung ein großer Pluspunkt gewesen. Die häufig geäußerte Kritik afrikanischer Staaten, der ICC agiere selektiv und voreingenommen, weil er sich auf Afrika beschränke, lässt sie nicht gelten - dort gebe es derzeit nun einmal die schwersten Fälle. Dass sie es irgendwann anders machen will, hat sie aber schon vor Jahren angedeutet. "Der Gerichtshof hat nicht vor, sich nur auf Afrikaner zu konzentrieren. Ich werde das in Zukunft beweisen." (DER STANDARD Printausgabe, 2.12.2011)