Operationen am Auge verursachen Unwohlsein. Allein die Vorstellung, wie mit OP-Besteck in unserem Sehorgan herumgestochert wird, bereitet manchen Patienten solch ein Unbehagen, dass selbst leichte Eingriffe vermieden werden. Menschen mit grauem Star riskieren ohne Operation Blindheit.

Grauer Star setzt meist ab dem sechzigsten Lebensjahr ein. Der Blick verschwimmt, das Licht blendet, und schließlich verlöscht die Sehkraft - ein Prozess, der langsam und schmerzlos vor sich geht. Mediziner nennen dieses Syndrom Katarakt: Die Linse trübt sich zusehends ein, während die Pupille beginnt, sich gräulich zu verfärben. Bekannt ist die Krankheit bereits seit der Antike, doch ihre Ursachen sind bis heute nicht geklärt. Es gibt lediglich Hypothesen wie UV-Strahlung oder Rauchen als Auslöser. Auch Augenverletzungen oder Diabetes mellitus stehen in Verdacht, das Risiko am grauen Star zu erkranken, zu erhöhen.

Implantat als Lösung

Aufhalten kann man den Trübungsprozess nicht. "Doch es gibt die Möglichkeit, die geschädigte Linse durch ein künstliches Implantat zu ersetzen", erklärt Oliver Findl, Chefarzt der Augenabteilung im Hanusch-Krankenhaus in Wien und Oberarzt am Moorfields Eye Hospital in London, dem weltweit größten Augenspital, und merkt an, dass die Operation "nicht ganz banal ist". Was er meint? Zuerst muss die eigene Linse entfernt werden, um gleich anschließend durch die neue Linse ersetzt zu werden - all das, ohne dass das Auge massiv beschädigt wird. Dafür wird die Hornhaut seitlich der Pupille eingeschlitzt, die körpereigene Linse zerstört, abgesaugt und die neue Linse eingesetzt.

Bis vor einigen Jahren waren Hornhautschnitte bis zu fünf Millimeter lang. Die Folge: "Die Hornhaut verzog sich, und es entstanden mitunter starke Hornhautverkrümmungen. Heute reichen Augenärzten zwei bis drei Millimeter. "Das ist ein enormer Fortschritt", so Findl, "je kleiner ich den Schnitt ansetzen kann, desto geringer wird die Hornhaut verändert", erklärt der Wiener Augenarzt.

Möglich wird diese Operationsmethode durch eine ganz neue Generation von Operationsmaschinen. Wie bei seinen Vorgängermodellen auch werden über eine Hohlnadel zum einen Ultraschallwellen gesendet, die die natürliche Linse verflüssigen, und gleichzeitig wird die Flüssigkeit abgesaugt. "Das ist die kritischste Phase der Operation, denn während des Eingriffs muss die Flüssigkeit, die man dem Auge entzieht, zeitgleich wieder zugeführt werden", erklärt Findl. Bruchteile von Sekunden reichen aus, um das Auge kollabieren zu lassen.

Management durch Maschine

"So ein Gerät muss dieses Risiko exakt berechnen können, um den Arzt im Zweifelsfall vorab warnen zu können", so Findl.

Unter anderem sind der österreichische Pharmahersteller Croma und der deutsche Augenoperationstechnik-Hersteller Ruck Tmed dieses Problem angegangen. In Kürze bringen sie solch eine neue Phakomaschine auf den Markt. Eine hochsensibler Sensor misst permanent den Druck und kalkuliert, wie viel Flüssigkeit das Auge benötigt. Zudem passt sich das Gerät den Anforderungen des Arztes an. Steigt der Komplikationsgrad der Operation, steuert die Maschine etwa die Geschwindigkeit der Arbeit. "Das erleichtert die Arbeit des Arztes, der sich dann ganz auf den Patienten konzentrieren kann", so Findl. Insgesamt glaubt er, dass mit dieser neuen Generation von Phakomaschinen die Patientensicherheit steigt. (Edda Grabar, DER STANDARD Printausgabe, 05.12.2011)