Die deutschsprachige Onlinecommunity hat einen ungewöhnlichen Liebling: Die Stadtpolizei Zürich, beziehungsweise deren Twitter-Account verzeichnete am Freitag einen rasanten Fan-Zuwachs. Die Ordnungshüter der Schweizer Stadt geben für 24 Stunden einen Einblick in ihre Tätigkeit und twittern selbst die kleinsten Ereignisse, mit denen sie sich konfrontiert sehen. Den Usern gefällt es, und die Polizei zeigt, wie man als Behörde im Web 2.0 für gute Stimmung und Information sorgen kann.
"Ein Mann mit Laubbläser stört die Mittagsruhe am Züriberg. Ein Quartierpolizist schaut zum Rechten"
Dass der Polizeialltag in den seltensten Fällen aus Hochgeschwindigkeitsverfolgungsjagden oder rasanten Schusswechseln besteht, darf trotz einschlägiger Serien als bekannt vorausgesetzt werden. Wie banal die Probleme oft sind, mit denen sich die Ordnungshüter auseinanderzusetzen haben, zeigt der Twitteraccount @StadtpolizeiZH. "Ein Mann mit Laubbläser stört die Mittagsruhe am Züriberg. Ein Quartierpolizist schaut zum Rechten", lautet etwa eine Nachricht vom Freitag. Oder: "Im Kreis 2 ist ein Mann ist mit seinem Fahrrad gestürzt. Wir haben die Sanität von Schutz & Rettung aufgeboten".
Den Leuten gefällt der unterhaltsam formulierte Einblick in die Welt der Ordnungshüter, wie der stellvertretende Leiter der Infostelle in der Züricher Stadtpolizei, Michael Wirz auf APA-Anfrage erklärte. Die Zahl der "Follower", also jenen Twitter-Nutzern, die aktuelle Nachrichten von @StadtpolizeiZH abonniert haben, sei sprunghaft gestiegen - von etwa 250 auf über 1.800 am Freitagnachmittag, Tendenz steigend.
Einblicke
Ziel der Aktion sei es, den Bürgern einen Einblick in den Polizeialltag zu geben, der auf anderen Kanälen so nicht möglich wäre, sagte Wirz. Deswegen twittere man 24 Stunden lang fast jeden Einsatz, der die Beamten beschäftige, ausgenommen Vorfälle, die aus Gründen der Pietät oder aus kriminaltaktischen Erwägungen nicht gebracht werden.
Bei der Kundschaft kommt das Engagement an: Zahlreiche aufmunternde Nachrichten von Twitterusern werden stolz weiterverbreitet, die Kurznachrichten der Stadtpolizei fanden sogar ihren Weg auf die Homepage der Schweizer Boulvardzeitung Blick.ch, die die Einsätze am Freitag ebenfalls in Echtzeit verbreiteten.
Ähnliche Aktionen habe es schon in den USA und Großbritannien gegeben, sagte Wirz. In Kontinentaleuropa sei man seines Wissens nach die erste Polizei, die auf diese Weise ihren Arbeit schildert. Social Media nutze man seit Anfang November mit einem eigenen Facebook-Account und eben dem Twitter-Feed, vorerst in einer Art Probelauf für sechs Monate. Die 24-stündige Intensivberichterstattung dürfte wohl ein Ereignis für besondere Anlässe bleiben: Mit den Postings seien sechs bis sieben Personen beschäftigt, sagte Wirz.
"Die Frage war nicht 'ob', sondern 'wie' wir Social Media nutzen."
Das Social Media-Engagment der Züricher Polizei erklärt er folgendermaßen: Der Lebensbereich vieler Bürger habe sich durch das Internet geändert. "Es ist Aufgabe der Polizei, sich gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen. Die Frage war nicht 'ob', sondern 'wie' wir Social Media nutzen." (APA)