Warschau - Der Vize-Vorsitzende der polnischen Finanzaufsichtsbehörde KNF, Wojciech Kwasniak, hat die Raiffeisen Bank International (RBI) aufgefordert, sich neben der Wiener Börse auch an der Börse in Warschau GPW notieren zu lassen. "Wir sind der Ansicht, dass Banken, die eine wesentliche Position auf unserem Markt haben, sehr transparent vorgehen sollten", sagte Kwasniak der Zeitung "Puls Biznesu". Die beste Möglichkeit, dies zu verwirklichen, sei eine Zweitnotiz in Warschau, so der Vize-Chef.

Die Zeitung wies darauf hin, dass die RBI nach der bevorstehenden Verschmelzung mit der Polbank die - von der Bilanzsumme her - sechstgrößte Bank in Polen stellen werde. Die Bilanzsumme werde insgesamt bei rund 54 Mrd. Zloty (12,07 Mrd. Euro) liegen, so die Zeitung. Bisher sind alle Banken, die zu den zehn größten in Polen gehören, an der GPW notiert. Die Pekao etwa, der Branchen-Zweite, ist ebenso in Warschau vertreten wie ihre Muttergesellschaft, die italienische UniCredit. "Es spricht nichts dagegen, dass andere eine ähnliche Lösung wählen", sagte Kwasniak im Hinblick auf die RBI.

Nach Ansicht von Andrzej Powierza, Analyst der Bank Handlowy, könne die polnische Finanzaufsicht jedoch auch auf andere Weise Raiffeisen in Polen zu mehr Transparenz drängen. Sie könne die Veröffentlichung bestimmter Kennzahlen verlangen, so Powierza. Der Chef von Raiffeisen in Polen, Piotr Czarnecki, hatte schon früher erklärt, die Bank benötige einen Börsengang nicht, um frisches Kapital zu bekommen. Er hatte jedoch in Interviews angedeutet, dass die Bank sich um eine Verständigung mit der KNF bemühen werde.

Raiffeisen kaufte Anfang des Jahres für 490 Mio. Euro einen Anteil von 70 Prozent an der Polbank. Die Fusion der Polbank mit dem schon früher gegründeten polnischen Ableger der RBI steht noch aus. Nach Angaben von "Puls Biznesu" verfolgten die beiden Banken bisher eine unterschiedliche Geschäftspolitik. Während die Kredite der Raiffeisen in Polen fast vollständig mit Einlagen gedeckt sind, versuchte die von der griechischen Eurobank EFG gegründete Polbank aggressiv und mit Kapital aus dem Ausland, auf dem polnischen Markt Fuß zu fassen. Der Wert der Kredite lag hier laut der Zeitung Ende September bei über 150 Prozent der Einlagen. (APA)