Teheran - Niemand hat im Iran ernsthaft daran geglaubt, dass die elf Personen, die wegen der Erstürmung der britischen Botschaft am Dienstag in Teheran verhaftet wurden, lange in Haft bleiben. Sie wurden am Donnerstag ohne jede Verpflichtung freigelassen.

Das sind natürlich keine "Studenten" , wie die Führung sagte, sondern organisierte Gruppen, die bei fast allen Demonstrationen gegen ausländische Botschaften oder bei revolutionären Anlässen mit vorher einstudierten Parolen in Erscheinung treten. Zu ihnen gehören bekannte Mitglieder der Revolutionsgarden und Basij - ihre Bilder wurden im Internet veröffentlicht. Sie werden zentral gelenkt und von der Polizei geduldet. Bewährt - im Sinn des iranischen Regimes - haben sie sich vor zwei Jahren bei der Niederschlagung der Demonstrationen nach den Präsidentenwahlen.

Beim Sturm auf die zwei gestürmten britischen Anlagen genossen diese Profidemonstranten in den ersten Stunden die volle Unterstützung des staatlichen iranischen Radios und Fernsehens. Es wurde im Minutentakt darüber berichtet und die Parallele zur Erstürmung der amerikanischen Botschaft vor 32 Jahren betont. Aber die Begeisterung ließ über-raschenderweise sehr plötzlich nach, schon am Abend ging diese Meldung in anderen Nachrichten unter. Denn die Rechnung der Regierung ging diesmal anscheinend wegen der großen negativen Resonanz im Ausland nicht ganz auf. Die Aktivisten haben wohl übers Ziel hinausgeschossen. Beabsichtigt war nur eine "Warnung" .

Einpeitscher des Präsidenten

Der Abgeordnete Hamid Rasaie, der vor Ort Demonstranten anfeuerte, ist ein radikaler Anhänger von Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad. Dennoch wird im Iran die Frage weiterdiskutiert, wer das Ganze eigentlich veranlasst hat. Angriff und Rückzugsbefehl kann nur von höchster Stelle gekommen sein. Deswegen brauchten sich die Verhafteten auch keine Sorgen zu machen.

Österreichs Botschafter Thomas Buchsbaum besuchte gemeinsam mit anderen Diplomaten am Donnerstag die von den Demonstranten gestürmten Gebäude in Teheran, er sprach von "Vandalenakten". (nn/DER STANDARD, Printausgabe, 3.12.2011)